Berichte zum Castor 2006       
                                

Bilder : Der Castor fährt durch Lüneburg

Berichte:
- Unsichtbarer Widerstand, ein Erlebnisbericht aus Lüneburg
- TAG X in Dahlenburg, ein Bericht aus Dahlenburg
- Transporttag in Lüneburg

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2006

Unsichtbarer Widerstand

In Lüneburg hat sich dieses Jahr viel getan. Das Aktionsbündnis CASTOR ist im Vorfeld besonders aktiv gewesen: Trainstoppingtag mit Workshops, Mahnwache, Fahrradtour, Kundgebung(300 Personen) und Laternenumzug(150 Personen).
Am Tag X waren dann mehre Gruppen unterwegs. Aber entlang der Lüneburger Strecke war außer Polizei und Wasserwerfer fast gar nichts zu sehen... Ein Erlebnisbericht aus Lüneburg.

12.11.06, 10:05  Der Castor trifft am Lüneburger Bahnhof ein.
Im Lüneburger Wald Tiergarten „Wo sind die Demonstranten“, fragt sich ein Journalist. Auf der Schiene ist fast kein einziger Demonstrant zu sehen. Fahrradgruppen sind unterwegs. .
In der Innenstadt herrscht Aufbruchstimmung, heute ist es ja Tag X! Lasst uns der Castor Stoppen! Unsere kleine Gruppe ist mit dem Fahrrad unterwegs.

10:25 Der Tiergarten ist dicht.
Das Polizeiangebot im Tiergarten ist so groß wie nie. Polizeifahrzeuge allüberall, Wasserwerfer. Der Castor steht immer noch am Bahnhof und die Polizei scheint unentschlossen zu sein. Sollen sie ihn jetzt los fahren lassen, oder doch nicht?
Wir sind keine fünf Minuten durch die Stadt gefahren. Eine Beweis- und Festnahme-Einheit aus Erfuhrt schubste uns ca. einen Kilometer von den Schienen entfernt gewaltsam von den Fahrrädern. Es handelt sich um einen gezielten Angriff. Wir wurden eindeutig überwacht.
Ein Polizist fällt während des Einsatzes aus dem fahrenden Fahrzeug auf den Arsch. Dies wird im Nachhinein als eine von mir begangene Körperverletzung gewertet.
 
10: 45 Der Castor fährt aus Lüneburg heraus.
Ich stehe jetzt mit im Rücken eng gefesselten Händen in der Einzelzelle eines Polizeifahzeugs. Durch die Gitter kann ich bis zu 10 Polizeibullis zählen. Ein ziemlich großer Aufwand für 4 Menschen. Bin ich ein Verbrecher? Was habe ich denn getan? Ist es verboten, mit etwas Draht und einem Schloß an der Hand durch die Stadt zu fahren? Was haben sie gewusst?
Die Beamten teilen uns mit, der Grund der Ingewahrsamnahme sei weggefallen, der Castor habe Lüneburg gerade passiert. Aber wir sollen zum Zweck der ED-Behandlung zur Diensstelle verschleppt werden. 2 Stunden muss ich noch in diesem Polizeifahrzeug ausharren. Wir werden letztendlich nicht zur Wache gefahren, sondern zur Gefangensammelstelle. Dort werden wir gegen 17Uhr entlassen. Der warme Empfang von den EA-Menschen und die Warme Suppe der Volxküche im Anna und Arthur helfen dabei, die seelische Wunden für eine Weile zu überdecken.

Meinungsäußerung besonderer Art
Diese Solidarität hat mir Mut gegeben. Ich wollte auf jeden Fall noch demonstrieren, so dass wir noch zum Strassentransport gefahren sind. Dort bin ich in einen sehr kleinen Baum vier Meter hoch geklettert. Das war meine Art meine Meinung kund zu tun, Widerstand zu leisten. Ich bin davon ausgegangen, dass die Polizei mich ignorieren würde. Aber nein, eine ganze Hundertschaft hat sich damit beschäftigt. Ich konnte die Lächerlichkeit dieses Einsatzes kaum fassen. Als die Presse gekommen ist, sind auch die Konfliktmanager aufgetaucht. Sie haben mit Gewaltanwendung gedroht, die Schergen haben ja nichts anders gelernt. Als Presse und Desinformationsmanager sich zurückgezogen haben, wurde der Baum von Beamten einer Baden-Württembergischen BFE-Einheit so stark gebogen, dass ich heruntergepflückt wurde. Beim anschließenden Personalienkontrolle wurde ich verletzt. Die Polizeigewalt hat mich nicht besonders beeindruckt.

Widerstand hat viele Gesichter
Nach unserem kurzem Fahrradtour, hatte ich den Eindruck, nicht dabei gewesen zu sein, keinen Widerstand geleistet zu haben.
Oder war das doch Widerstand, eine Art unsichtbarer Widerstand?
Wieviel haben diese ganzen Überwachungsmaßnahmen dem Staat gekostet? Der (Atom)Staat hat Angst vor unseren Widerstand. Ich habe im nachhinein erfahren, dass der Zug immerhin ziemlich lange in Lüneburg stand und es wurden erstaunlich viele Polizeikräfte gebündelt die vielleicht an anderer Stelle gefehlt haben. Die Polizei weiß aber auch ganz genau, dass sie ohne einen riesigen Aufwand, noch folgende Aktionen im Lüneburger Tiergarten nicht mehr verhindern kann.

Überwachungstaat
Eine Beteiligte hat am 15.12. folgendes Schreiben von der Polizei bekommen...

"Hiermit teile ich Ihnen gemäß § 30 Abs. 4 Nds. SOG mit, dass über Sie in der Zeit vom 30.10. - 12.11.2006 personenbezogene Daten mit besonderen Mitteln oder Methoden im Sinne von §34 Nds. SOG (längerfristige Observation) i.V.m. § 35 Nds SOG (Verdeckter Einsatz technischer Mittel) erhoben wurden.
Anlass für die Maßnahme waren die zu erwartenden Aktionen zur Ver-/Behinderung der Fahrt des Castor-Transportzuges zum Zwischenlager Gorleben.
Die Datenerhebung erfolgt auf Grund einer Anordnung der Polizeiinspektion Lüneburg (...) "




Tag X in Dahlenburg

Die Dahlenburger CastorGruppe hatte sich für den Platz an der Oldendorfer Brücke entschieden, wo aufgrund der Verkehrsführung die B 216 und die Schiene ein riesiges X bilden. Zugegeben: ein bißchen windig war es dort schon und der Untergrund aufgrund der Wetterlage etwas matschig.
Und dennoch, wie sich heraus stellte, eine gute Entscheidung: ein provokanter Platz und nicht zu übersehen!

So ist es auch nicht verwunderlich, dass unser fantastisches, reichhaltiges Frühstück gegen den Atomstaat sehr gut frequentiert war. Voll Übermut und gut gestärkt bildete sich ganz spontan eine riesige Menschenkette, die sich in Richtung Schiene bewegte. Daraufhin wurden die etwas überforderten Schienenbewacher munter und bildeten ihrerseits eiligst eine Kette, die aber immer wieder abriß. So locker und entspannt wie wir haben sie es nicht hinbekommen. Wir haben bei dieser Aktion jedenfalls unseren Spaß gehabt. Ein gelungener Auftakt für den Tag!

Zeitgleich zu unserer in Dahlenburg angemeldeten Kundgebung und Demonstration, bewegte sich der Castortransport in Richtung Dahlenburg.
Gegen 10.30 Uhr beschlossen wir uns mit allen Fahrzeugen auf den Weg Richtung Dahlenburg zu machen.
Die Anmelderinnen als Schlußlichter - hinter ihnen Polizeifahrzeuge - verpassten zunehmend den Anschluß an die vorausfahrenden Fahrzeuge, da noch soviel Organisatorisches zu besprechen war. Später berichteten sie verwundert, wie ihnen entgangen war, wie und wo der Konvoi abhanden gekommen war. Selbst bei der nachfolgenden Polizei schien es nur sehr langsam durchzudringen: "hier stimmt etwas nicht, der Konvoi hat sich in Luft aufgelöst." Die sonst an die Ausführung von Anweisungen gewöhnten Männer wagten es, die Verfolgung der Anmelderinnen aufzugeben und sich der veränderten Situation zu stellen.

Auf dem Marktplatz angekommen begrüßte ein fröhlicher Treckerfahrer mit seinem Gefährt ankommende Demonstranten. Dann ereilte alle die Nachricht, dass es ca. 100 Leuten gelungen sei, bei der Neetzendorfer Brücke die Schienen zu erstürmen und eine Sitzblockade zu errichten. 20 Polizisten seien entsetzt geflohen, da sie in der Minderheit waren. Die Stimmung sei großartig.
Fröhlich, laut und frech das Dahlenburger Castorlied singend (den Refrain kennen vielleicht schon viele: Schiene, Gleis und Schraube bricht, aber unser Widerstand nicht!), wurden Neuankömmlinge begrüßt. Leider nahm bei unserer Ankunft auch die Anwesenheit der Polizei zu, die uns einen Aufstieg zur Schiene vehement verwehrte.
Die Räumung begann sehr ruhig und bedacht. Ein NDR-Team, das die Aktion von Anfang an begleitet hatte, filmte sämtliche Polizeiaktionen, sodass die Polizei sich entsprechend verhielt.
Vor dem Bahndamm wurde ein Kessel eingerichtet, in dem alle AktivistInnen in Gewahrsam genommen wurden. Aus dem Kessel heraus wurde uns mitgeteilt, dass die Blumberger Polizeieinheit beteiligt sei, die einige der Demonstranten aus dem vergangenen Jahr von der Misshandlung auf der Schiene bei Eichdorf/ Pommoißel kannten. Da die Gesichter außerdem durch die "Fahndungsplakate" bekannt waren, wurde darauf aufmerksam gemacht, dass bei Wiedererkennen der Gewalttäter 1000 Euro Belohnung ausgesetzt sei.
Ob das der Hintergrund für den Rückzug der Blumberger Einheit war, ließ sich nicht abschließend klären, da ein Gespräch nicht mehr möglich war.

Dann gab der Einsatzleiter vor Ort bekannt, dass es eine gute und eine schlechte Nachricht gäbe: aus unerklärlichen Gründen stehe der Castorzug und damit müssten auch die AktivistInnen bis auf weiteres im Kessel bleiben. Eine Aktivisten beschrieb die sich anschließende Situation mit den Worten:" Bei uns hatten sie Kreide gefressen. Höflich, nett, humorvoll wurde unter anderem Kaffee und Tee gereicht. Es war völlig unwirklich und nicht nachvollziehbar." Es wurden keine Personalien festgestellt. Stattdessen wurde angeboten, wenn jemand eine Beschwerde wegen der Ingewahrsamnahme einreichen wolle, würde man selbstverständlich auch die Personalien aufnehmen.
Gesichtet wurde der Castor dann unmittelbar hinter der Oldendorfer Brücke.
Und alle Aktivisten im Kessel oder im Wendland !!! Schade !!!
Laut Polizeiauskuft vor Ort befand sich etwas Undefinierbares auf der Schiene, was nur mit Zeit und Aufwand zu klären sei und deshalb nicht voraussehbar, wann der Zug sich wieder in Bewegung setzen würde.
Gegen 13.30 Uhr verließ der Castor nach gut zwei Stunden den Raum Dahlenburg - leider in Richtung Dannenberg.
CastorGruppe Dahlenburg G.S.

Zum Nachdenken für das nächste Mal:
Wie schon oft angesprochen ist es ja nicht vorhersehbar, was dem Castortransport auf dem Weg von Lüneburg nach Dannenberg so alles begegnet. Und er muss immer irgendwie an Dahlenburg vorbei, was ihn Zeit und Nerven kostet.
Es macht Sinn, nicht zu früh ins Wendland zu gehen und dort zu warten. Es bleibt aus Erfahrung genügend Zeit, sich zu jedem Ort deiner Wahl an der Straßenstrecke zu bewegen.
Die Schiene bietet immer wieder viele ungeahnte Möglichkeiten, diesmal direkt hinter der Oldendorfer Brücke und kaum jemand war da!
Wir sind ja lernfähig, oder??
Und noch eine Überlegung: nicht nur wir kommen nachts ungehindert über die B 216 von Lüneburg an die Straßentransportstrecke ins Wendland!!
CastorGruppe Dahlenburg G.S.



Transporttag
Die Erde dreht sich . immer noch. Nach einem viel zu langem Herbst endlich der Winter ... im Frühjahr. Ein eisiger sonnenreicher Tag, draußen glitzert Schnee. `Die Welt ist noch immer so wie sie nicht sein soll.´ (quetschenpauer)
züge fahr´n durchs Land mit strahlender Fracht. Mal hierhin, mal dahin.
Werden sie gestoppt?

Oh ja, sie sind mächtig, die Profit daraus schlagen, dass sie fahren. Und es stört sie; das unbändige Volk welches für das leben ohne strahlende Energiegewinnung, ohne Waffen und nicht lösbaren Müllproblemen sich ihnen in den Weg stellt. Sie haben schon häufig ihre Pläne ändern müssen. Kommt der nächste Zug ohne Störungen an? Meine Freunde aus dem Staatsdienst ham da was am Wickel. Störer! Die treffen sich wieder häufiger.
Es könnte so ruhig sein um unser Geschäft, aber die schaffen es immer wieder medienwirksam gegen uns zu agieren. Und was das kostet! Immer wieder die Menschen überzeugen müssen. kann man nicht diese Menschen nicht von vornherein wegsperren. Irgendein Grund wird sich doch finden. Die sind doch bekannt, nein, nein, nein, so weit sind wir noch nicht wieder. Oder ... können die nicht doch? ...

Ich gehe aus dem Haus, treffe mich mit Freunden. Heut ist ein Zug unterwegs. Wir wollen, wenn wir ihn schon nicht ungeschehen machen können, ihn doch aufhalten, Menschen informierenwas das hier ist und was es sie angeht.
Da steht schon wieder ein Wagen mit zwei Hackfressen drinnen. Einbildung? In letzter Zeit sehe ich ständig irgendwelche Menschen. Alleine, zu zweit, wo ich das Gefühl habe, dass sie mich beobachten. Manche gucken unverhohlen zurück wenn ich sie angucke, andere sehen so aus, als wären sie mit irgendwas ganz anderem beschäftigt. Sogar neulich, als ich mit dem Rad unterwegs war, stand da so ein Typ mitten in der Pampa. Schaute mir entgegen bis ich an ihm vorbei fuhr und hielt sich die ganze Zeit das eine Ohr zu. telefoniert er? Aber er spricht in die Hand vor sich..
Heute ist nicht viel zu erreichen. Vielleicht bis an, vielleicht auf die Gleise.aber alles scheint heute so zugeschissen zu sein mit Staatsdienern, die ihre Verantwortung abgegeben haben, sich auf ihre Pflicht berufen und für Ruhe und Ordnung sorgen sollen, - den Landesfrieden. Den Landfriedensbruch den sie bei jedem Einfall in ein von staatswegen bestimmten Gebiet, geht dabei ins unzählige. Was steht uns heute bevor? Wieder eine aufgeplatzte Lippe, ein verdrehtes Bein oder beißende Augen, stechende Lunge und Brennende Haut?
Wir sind schon fünf. Da, noch eine Zivi-Kutsche. Oh man, Nervenpack.

Vorne gibt´s nen netten Weg Richtung Gleis. Ob der frei ist? ...nein, aber da hinten in der Kurve ... kein Weg, doch die Richtung kennen wir. Es ist noch weit. Dass sie so entfernt von der Bahn schon dicht machen ist selten. Ein Querweg, da vorne ist der Spielplatz. Vier Kinder spielen im Sandkasten oder rennen gerade um das Häuschen herum. Aber was ist das? Wie die Militärtrupps auf dem Truppenübungsplatz laufen um den unteren Platz grün Uniformierte und dirkt auf uns zu. wir gehen ruhig weiter. Hier können sie uns eh nix, das sind noch locker zwei Kilometer bis zum Gleis. Ich hab jedenfalls keinen Bock mich blöd anquatschen zu lassen. Ganz schön aggressiv rennen die auf uns zu. au! Was soll das? Sie reißen uns auseinander.Gefahrenabwehr heißt es. Was für eine Gefahr? Durchwühlen meine Sachen.  Ermächtigungsgrundlage? Es sei egal, ob es 50 Meter, 500 Meter oder 5 Kilometer weit wären bekomme ich zu hören.
Sie werden ruhiger. Über Funk höre ich, dass wir nicht die einzigen sind, die unterwegs sind.

"Haben sie gefährliche Gegenstände mit?" werde ich gefragt. Wonach sucht der? Was ist denen über mich erzählt worden? Personalienfeststellung beendet. Der Spacken hat sich beharrlich geweigert seinen Ausweis zu zeigen ... bräuchte er nicht. ... dienstaufsichtsbeschwerde? Wäre angebracht, damit der Arme darüber aufgeklärt wird, was er muß. Lohnt sich der Schreibkram?
Ich erhalteeinen Platzverweis für den ach so weit entfernten Gleisbereich, werde aber auch gleichzeitig daran gehindert irgendwo anders hin zu gehen. Ganz spaßig! Wie weit sind wir denn schon wieder? Oh, wartet´s nur ab, heute ist nicht alle Tage.

Und dennoch ... was geht die mein Leben an? Wo ich hingehe, mit wem ich mich treffe ist bestimmt langweilig zu erforschen, aber ihren Frust abbauen, indem sie Spezialeinheiten mit Drohszenarien füttern ist perfide und dem gilt
es entgegen zu stehen.
Hoffentlich wird der Zug noch aufgehalten. Mal gucken, was beim näxten geht.
Es ist kalt aber die Sonne scheint.
Dz

NB: Es handelt sich hier um eine Zusammenstellung von Beiträgen, damit jeder einen kleinen Überblick darüber hat, was hier in der Gegend los ist. Die Informationen stammen meistens aus dem Internet (Indymedia) und wurden NICHT alle von der LIgA oder vom ABC durchgeführt.