In Lüneburg
hat sich dieses Jahr
viel getan. Das Aktionsbündnis CASTOR ist im Vorfeld besonders
aktiv gewesen: Trainstoppingtag mit Workshops, Mahnwache,
Fahrradtour, Kundgebung(300 Personen) und Laternenumzug(150
Personen).
Am
Tag X
waren dann mehre Gruppen unterwegs. Aber entlang der Lüneburger
Strecke war außer Polizei und Wasserwerfer fast gar nichts zu
sehen... Ein Erlebnisbericht aus Lüneburg.
12.11.06,
10:05 Der Castor trifft
am Lüneburger Bahnhof ein.
Im Lüneburger Wald Tiergarten
„Wo
sind die Demonstranten“, fragt sich ein Journalist. Auf der Schiene
ist fast kein einziger Demonstrant zu sehen. Fahrradgruppen sind
unterwegs. .
In der
Innenstadt herrscht Aufbruchstimmung, heute ist es ja Tag X! Lasst
uns der Castor Stoppen! Unsere kleine Gruppe ist mit dem Fahrrad
unterwegs.
10:25 Der
Tiergarten ist dicht. Das Polizeiangebot im Tiergarten ist
so
groß wie nie. Polizeifahrzeuge allüberall, Wasserwerfer.
Der Castor steht immer noch am Bahnhof und die Polizei scheint
unentschlossen zu sein. Sollen sie ihn jetzt los fahren lassen, oder
doch nicht? Wir sind keine fünf Minuten
durch
die Stadt gefahren. Eine Beweis- und Festnahme-Einheit aus Erfuhrt
schubste uns ca. einen Kilometer von den Schienen entfernt gewaltsam
von den Fahrrädern. Es handelt sich um einen gezielten Angriff.
Wir wurden eindeutig überwacht.
Ein Polizist fällt während
des Einsatzes aus dem fahrenden Fahrzeug auf den Arsch. Dies wird im
Nachhinein als eine von mir begangene Körperverletzung gewertet.
10: 45 Der Castor
fährt aus
Lüneburg heraus.
Ich stehe jetzt mit im Rücken
eng
gefesselten Händen in der Einzelzelle eines Polizeifahzeugs.
Durch die Gitter kann ich bis zu 10 Polizeibullis zählen. Ein
ziemlich großer Aufwand für 4 Menschen. Bin ich ein
Verbrecher? Was habe ich denn getan? Ist es verboten, mit etwas Draht
und einem Schloß an der Hand durch die Stadt zu fahren? Was
haben sie gewusst? Die Beamten teilen uns mit, der Grund
der Ingewahrsamnahme sei weggefallen, der Castor habe Lüneburg
gerade passiert. Aber wir sollen zum Zweck der ED-Behandlung zur
Diensstelle verschleppt werden. 2 Stunden muss ich noch in diesem
Polizeifahrzeug ausharren. Wir werden letztendlich nicht zur Wache
gefahren, sondern zur Gefangensammelstelle. Dort werden wir gegen
17Uhr entlassen. Der warme Empfang von den EA-Menschen und die Warme
Suppe der Volxküche im Anna und Arthur helfen dabei, die
seelische Wunden für eine Weile zu überdecken.
Meinungsäußerung
besonderer
Art
Diese Solidarität hat mir Mut
gegeben. Ich wollte auf jeden Fall noch demonstrieren, so dass wir
noch zum Strassentransport gefahren sind. Dort bin ich in einen sehr
kleinen Baum vier Meter hoch geklettert. Das war meine Art meine
Meinung kund zu tun, Widerstand zu leisten. Ich bin davon
ausgegangen, dass die Polizei mich ignorieren würde. Aber nein,
eine ganze Hundertschaft hat sich damit beschäftigt. Ich konnte
die Lächerlichkeit dieses Einsatzes kaum fassen. Als die Presse
gekommen ist, sind auch die Konfliktmanager aufgetaucht. Sie haben
mit Gewaltanwendung gedroht, die Schergen haben ja nichts anders
gelernt. Als Presse und Desinformationsmanager sich zurückgezogen
haben, wurde der Baum von Beamten einer Baden-Württembergischen
BFE-Einheit so stark gebogen, dass ich heruntergepflückt wurde.
Beim anschließenden Personalienkontrolle wurde ich verletzt.
Die Polizeigewalt hat mich nicht besonders beeindruckt.
Widerstand hat
viele Gesichter
Nach unserem kurzem Fahrradtour,
hatte
ich den Eindruck, nicht dabei gewesen zu sein, keinen Widerstand
geleistet zu haben. Oder war das doch Widerstand, eine
Art
unsichtbarer Widerstand? Wieviel haben diese ganzen
Überwachungsmaßnahmen dem Staat gekostet? Der (Atom)Staat
hat Angst vor unseren Widerstand. Ich habe im nachhinein erfahren,
dass der Zug immerhin ziemlich lange in Lüneburg stand und es
wurden erstaunlich viele Polizeikräfte gebündelt die
vielleicht an anderer Stelle gefehlt haben. Die Polizei weiß
aber auch ganz genau, dass sie ohne einen riesigen Aufwand, noch
folgende Aktionen im Lüneburger Tiergarten nicht mehr verhindern
kann.
Überwachungstaat Eine Beteiligte hat am 15.12.
folgendes Schreiben von der Polizei bekommen... "Hiermit
teile ich Ihnen gemäß § 30 Abs. 4 Nds. SOG mit, dass
über Sie in der Zeit vom
30.10. - 12.11.2006 personenbezogene Daten mit besonderen Mitteln oder
Methoden im Sinne von §34 Nds. SOG (längerfristige
Observation) i.V.m. § 35 Nds SOG (Verdeckter Einsatz technischer
Mittel) erhoben wurden. Anlass für die Maßnahme
waren die zu erwartenden Aktionen zur Ver-/Behinderung der Fahrt des
Castor-Transportzuges zum Zwischenlager Gorleben. Die Datenerhebung erfolgt auf Grund
einer Anordnung der Polizeiinspektion Lüneburg (...) "
Tag
X in Dahlenburg
Die
Dahlenburger CastorGruppe hatte sich für den Platz an der
Oldendorfer Brücke entschieden, wo aufgrund der
Verkehrsführung
die B 216 und die Schiene ein riesiges X bilden. Zugegeben: ein
bißchen windig war es dort schon und der Untergrund aufgrund
der Wetterlage etwas matschig.
Und
dennoch, wie sich heraus stellte, eine gute Entscheidung: ein
provokanter Platz und nicht zu übersehen!
So
ist es auch nicht verwunderlich, dass unser fantastisches,
reichhaltiges Frühstück gegen den Atomstaat sehr gut
frequentiert war. Voll Übermut und gut gestärkt bildete
sich ganz spontan eine riesige Menschenkette, die sich in Richtung
Schiene bewegte. Daraufhin wurden die etwas überforderten
Schienenbewacher munter und bildeten ihrerseits eiligst eine Kette,
die aber immer wieder abriß. So locker und entspannt wie wir
haben sie es nicht hinbekommen. Wir haben bei dieser Aktion
jedenfalls unseren Spaß gehabt. Ein gelungener Auftakt für
den Tag!
Zeitgleich
zu unserer in Dahlenburg angemeldeten Kundgebung und Demonstration,
bewegte sich der Castortransport in Richtung Dahlenburg.
Gegen
10.30 Uhr beschlossen wir uns mit allen Fahrzeugen auf den Weg
Richtung Dahlenburg zu machen.
Die
Anmelderinnen als Schlußlichter - hinter ihnen Polizeifahrzeuge
- verpassten zunehmend den Anschluß an die vorausfahrenden
Fahrzeuge, da noch soviel Organisatorisches zu besprechen war.
Später
berichteten sie verwundert, wie ihnen entgangen war, wie und wo der
Konvoi abhanden gekommen war. Selbst bei der nachfolgenden Polizei
schien es nur sehr langsam durchzudringen: "hier stimmt etwas
nicht, der Konvoi hat sich in Luft aufgelöst." Die sonst an
die Ausführung von Anweisungen gewöhnten Männer wagten
es, die Verfolgung der Anmelderinnen aufzugeben und sich der
veränderten Situation zu stellen.
Auf
dem Marktplatz angekommen begrüßte ein fröhlicher
Treckerfahrer mit seinem Gefährt ankommende Demonstranten. Dann
ereilte alle die Nachricht, dass es ca. 100 Leuten gelungen sei, bei
der Neetzendorfer Brücke die Schienen zu erstürmen und eine
Sitzblockade zu errichten. 20 Polizisten seien entsetzt geflohen, da
sie in der Minderheit waren. Die Stimmung sei großartig.
Fröhlich,
laut und frech das Dahlenburger Castorlied singend (den Refrain
kennen vielleicht schon viele: Schiene, Gleis und Schraube bricht,
aber unser Widerstand nicht!), wurden Neuankömmlinge
begrüßt.
Leider nahm bei unserer Ankunft auch die Anwesenheit der Polizei zu,
die uns einen Aufstieg zur Schiene vehement verwehrte.
Die
Räumung begann sehr ruhig und bedacht. Ein NDR-Team, das die
Aktion von Anfang an begleitet hatte, filmte sämtliche
Polizeiaktionen, sodass die Polizei sich entsprechend verhielt.
Vor
dem Bahndamm wurde ein Kessel eingerichtet, in dem alle AktivistInnen
in Gewahrsam genommen wurden. Aus dem Kessel heraus wurde uns
mitgeteilt, dass die Blumberger Polizeieinheit beteiligt sei, die
einige der Demonstranten aus dem vergangenen Jahr von der
Misshandlung auf der Schiene bei Eichdorf/ Pommoißel kannten.
Da die Gesichter außerdem durch die "Fahndungsplakate"
bekannt waren, wurde darauf aufmerksam gemacht, dass bei
Wiedererkennen der Gewalttäter 1000 Euro Belohnung ausgesetzt
sei.
Ob
das der Hintergrund für den Rückzug der Blumberger Einheit
war, ließ sich nicht abschließend klären, da ein
Gespräch nicht mehr möglich war.
Dann
gab der Einsatzleiter vor Ort bekannt, dass es eine gute und eine
schlechte Nachricht gäbe: aus unerklärlichen Gründen
stehe der Castorzug und damit müssten auch die AktivistInnen bis
auf weiteres im Kessel bleiben. Eine Aktivisten beschrieb die sich
anschließende Situation mit den Worten:" Bei uns hatten
sie Kreide gefressen. Höflich, nett, humorvoll wurde unter
anderem Kaffee und Tee gereicht. Es war völlig unwirklich und
nicht nachvollziehbar." Es wurden keine Personalien
festgestellt. Stattdessen wurde angeboten, wenn jemand eine
Beschwerde wegen der Ingewahrsamnahme einreichen wolle, würde
man selbstverständlich auch die Personalien aufnehmen.
Gesichtet
wurde der Castor dann unmittelbar hinter der Oldendorfer Brücke.
Und
alle Aktivisten im Kessel oder im Wendland !!! Schade !!!
Laut
Polizeiauskuft vor Ort befand sich etwas Undefinierbares auf der
Schiene, was nur mit Zeit und Aufwand zu klären sei und deshalb
nicht voraussehbar, wann der Zug sich wieder in Bewegung setzen
würde.
Gegen
13.30 Uhr verließ der Castor nach gut zwei Stunden den Raum
Dahlenburg - leider in Richtung Dannenberg.
CastorGruppe
Dahlenburg G.S.
Zum
Nachdenken für das nächste Mal:
Wie
schon oft angesprochen ist es ja nicht vorhersehbar, was dem
Castortransport auf dem Weg von Lüneburg nach Dannenberg so
alles begegnet. Und er muss immer irgendwie an Dahlenburg vorbei, was
ihn Zeit und Nerven kostet.
Es
macht Sinn, nicht zu früh ins Wendland zu gehen und dort zu
warten. Es bleibt aus Erfahrung genügend Zeit, sich zu jedem Ort
deiner Wahl an der Straßenstrecke zu bewegen.
Die
Schiene bietet immer wieder viele ungeahnte Möglichkeiten,
diesmal direkt hinter der Oldendorfer Brücke und kaum jemand war
da!
Wir
sind ja lernfähig, oder??
Und
noch eine Überlegung: nicht nur wir kommen nachts ungehindert
über die B 216 von Lüneburg an die
Straßentransportstrecke
ins Wendland!!
CastorGruppe
Dahlenburg G.S.
Transporttag
Die
Erde dreht sich . immer noch. Nach einem viel zu langem Herbst endlich
der Winter ... im Frühjahr. Ein eisiger sonnenreicher Tag,
draußen glitzert Schnee. `Die Welt ist noch immer so wie sie
nicht sein soll.´ (quetschenpauer) züge fahr´n durchs Land
mit strahlender Fracht. Mal hierhin, mal dahin. Werden sie gestoppt?
Oh ja, sie sind mächtig, die
Profit daraus schlagen, dass sie fahren. Und es stört sie; das
unbändige Volk welches für das leben ohne strahlende
Energiegewinnung, ohne Waffen und nicht lösbaren
Müllproblemen sich ihnen in den Weg stellt. Sie haben schon
häufig ihre Pläne ändern müssen. Kommt der
nächste Zug ohne Störungen an? Meine Freunde aus dem
Staatsdienst ham da was am Wickel. Störer! Die treffen sich wieder
häufiger. Es könnte so ruhig sein um unser
Geschäft, aber die schaffen es immer wieder medienwirksam gegen
uns zu agieren. Und was das kostet! Immer wieder die Menschen
überzeugen müssen. kann man nicht diese Menschen nicht von
vornherein wegsperren. Irgendein Grund wird sich doch finden. Die sind
doch bekannt, nein, nein, nein, so weit sind wir noch nicht wieder.
Oder ... können die nicht doch? ...
Ich gehe aus dem Haus, treffe mich
mit Freunden. Heut ist ein Zug unterwegs. Wir wollen, wenn wir ihn
schon nicht ungeschehen machen können, ihn doch aufhalten,
Menschen informierenwas das hier ist und was es sie angeht. Da steht schon wieder ein Wagen mit
zwei Hackfressen drinnen. Einbildung? In letzter Zeit sehe ich
ständig irgendwelche Menschen. Alleine, zu zweit, wo ich das
Gefühl habe, dass sie mich beobachten. Manche gucken unverhohlen
zurück wenn ich sie angucke, andere sehen so aus, als wären
sie mit irgendwas ganz anderem beschäftigt. Sogar neulich, als ich
mit dem Rad unterwegs war, stand da so ein Typ mitten in der Pampa.
Schaute mir entgegen bis ich an ihm vorbei fuhr und hielt sich die
ganze Zeit das eine Ohr zu. telefoniert er? Aber er spricht in die Hand
vor sich.. Heute ist nicht viel zu erreichen.
Vielleicht bis an, vielleicht auf die Gleise.aber alles scheint heute
so zugeschissen zu sein mit Staatsdienern, die ihre Verantwortung
abgegeben haben, sich auf ihre Pflicht berufen und für Ruhe und
Ordnung sorgen sollen, - den Landesfrieden. Den Landfriedensbruch den
sie bei jedem Einfall in ein von staatswegen bestimmten Gebiet, geht
dabei ins unzählige. Was steht uns heute bevor? Wieder eine
aufgeplatzte Lippe, ein verdrehtes Bein oder beißende Augen,
stechende Lunge und Brennende Haut? Wir sind schon fünf. Da, noch
eine Zivi-Kutsche. Oh man, Nervenpack.
Vorne gibt´s nen netten Weg
Richtung Gleis. Ob der frei ist? ...nein, aber da hinten in der Kurve
... kein Weg, doch die Richtung kennen wir. Es ist noch weit. Dass sie
so entfernt von der Bahn schon dicht machen ist selten. Ein Querweg, da
vorne ist der Spielplatz. Vier Kinder spielen im Sandkasten oder rennen
gerade um das Häuschen herum. Aber was ist das? Wie die
Militärtrupps auf dem Truppenübungsplatz laufen um den
unteren Platz grün Uniformierte und dirkt auf uns zu. wir gehen
ruhig weiter. Hier können sie uns eh nix, das sind noch locker
zwei Kilometer bis zum Gleis. Ich hab jedenfalls keinen Bock mich
blöd anquatschen zu lassen. Ganz schön aggressiv rennen die
auf uns zu. au! Was soll das? Sie reißen uns
auseinander.Gefahrenabwehr heißt es. Was für eine Gefahr?
Durchwühlen meine Sachen. Ermächtigungsgrundlage? Es
sei egal, ob es 50 Meter, 500 Meter oder 5 Kilometer weit wären
bekomme ich zu hören. Sie werden ruhiger. Über Funk
höre ich, dass wir nicht die einzigen sind, die unterwegs sind.
"Haben sie gefährliche
Gegenstände mit?" werde ich gefragt. Wonach sucht der? Was ist
denen über mich erzählt worden? Personalienfeststellung
beendet. Der Spacken hat sich beharrlich geweigert seinen Ausweis zu
zeigen ... bräuchte er nicht. ... dienstaufsichtsbeschwerde?
Wäre angebracht, damit der Arme darüber aufgeklärt wird,
was er muß. Lohnt sich der Schreibkram? Ich erhalteeinen Platzverweis
für den ach so weit entfernten Gleisbereich, werde aber auch
gleichzeitig daran gehindert irgendwo anders hin zu gehen. Ganz
spaßig! Wie weit sind wir denn schon wieder? Oh, wartet´s
nur ab, heute ist nicht alle Tage.
Und dennoch ... was geht die mein
Leben an? Wo ich hingehe, mit wem ich mich treffe ist bestimmt
langweilig zu erforschen, aber ihren Frust abbauen, indem sie
Spezialeinheiten mit Drohszenarien füttern ist perfide und dem gilt es entgegen zu stehen. Hoffentlich wird der Zug noch
aufgehalten. Mal gucken, was beim näxten geht. Es ist kalt aber die Sonne scheint.
Dz
NB: Es handelt sich hier um
eine Zusammenstellung von Beiträgen, damit jeder einen kleinen
Überblick
darüber hat, was hier in der Gegend los ist. Die Informationen
stammen meistens aus dem Internet (Indymedia) und wurden NICHT alle von
der LIgA oder vom ABC durchgeführt.