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Presseberichte: Kletteraktion gegen Urantransport Januar 2008

Eine kleine Auswahl...

Die erste Aktion Januar 2008
- Danach
- Juristisches Nachspiel: Strafantrag Abgelehnt!
                                    Keine Straftat, vielleicht eine Ordnungswidrigkeit (Landgericht)
                                    FREISPRUCH!!!! (Amtsgericht, 4. Juni 2009)
                                    Klage gegen die Polizei: Sieg für Umweltaktivistin (Ingewahrsamnahme)

Die zweite Aktion Juni 2008

Die dritte Aktion April 2009



Die Aktion vom 16.-17. Januar 2009

Akrobatisch gegen Atomkraft

http://www.taz.de/ 18.01.2008 - 01:02
Eine 26jährige Atomkraftgegnerin stoppte ganz allein einen Transport mit radiaktiven Material nach Rotterdam.

Im Alleingang stoppte eine französische Atomkraftgegnerin in der Nacht zum Donnerstag stundenlang einen Transport mit radioaktivem Uranhexaflorid. Kurz vor Burgsteinfurt, 30km von Münster entfernt, hatte die 26jährige Französin auf etwa 7 Meter Höhe ein Seil zwischen zwei Bäumen über die Schienen gespannt - und sich in der Mitte auf die Höhe der Lok heruntergelassen. So blockierte sie den Transport. Die Polizei hatte die Frau mit dem vorausfliegenden Polizeihubschrauber erspäht - und den Zug gestoppt.

Nach Angaben von Atomkraftgegnern, die durch den Suchscheinwerfer des Hubschraubers auf den Vorgang aufmerksam wurden, waren die vor Ort eintreffenden Polizisten zunächst ratlos. Nach Angaben der Polizei dauerte es sechseinhalb Stunden, bevor es in der Nacht gelang, die Frau mit Hilfe von Spezialkräften aus den Seilen zu holen - und vorläufig festzunehmen. Gegen zwei Uhr nachts konnte der Zug seine Fahrt von der Urananreicherungsanlage in Gronau Richtung Rotterdam wieder aufnahmen.

"Wir protestieren gegen den Export von deutschem Atommüll ins Ausland", sagte die Aktivistin Cecile Lecomte zur Begründung ihrer Aktion. "Diese Transporte von atomarem Abfall aus der Urananreicherung sollen angeblich in Russland weiter verarbeitet werden. Tatsächlich lagern tausende Tonnen radioaktiven Atommülls dort unter freiem Himmel und verseuchen die Umwelt."

Das Uranhexafluorid (UF6) ist in seiner abgereicherten Form ein Abfallprodukt, welches bei der Herstellung von Uran für Brennelemente anfällt. Das UF6 ist schwach radioaktiv und bildet in Verbindung mit Sauerstoff hochätzende Fluorsäure. Ein Unfall mit Freisetzung des Stoffes würde nach Einschätzung von Atomkraftkritikern vom Informationsnetzwerk gegen Atomenergie (www.contratom.de) für die Anwohner eine Katastrophe bedeuten, auf die die Rettungskräfte nicht wirklich vorbereitet seien.

Die russischen Behörden erklären, sie würden in den landeseigenen Anlagen das Uranhexafluorid erneut anzureichern. Nach Einschätzung von Atomkraftgegnern ist das nicht wirtschaftlich. Diese Frage ist entscheidend: Denn ob das geht oder nicht, ist für die Klassifizierung des Stoffes ausschlaggebend: Als Wertstoff darf man ihn exportieren, als Abfall eben nicht.

Der Urantransport führt auf der Schiene von Gronau über Münster nach Rotterdam. Nach Informationen der Atomkraftgegner wird er voraussichtlich Samstag über die Nord- und Ostsee nach St. Petersburg verschifft. Von dort gehen die 1.000 Tonnen Uranhexaflourid per Zug weiter bis in eine russische Urananreicherungsanlage, zum Beispiel nach Novouralsk (Sibirien).

Singend zwischen Bäumen - Französin stoppt Atomtransport

http://www.ahlener-zeitung.de/ 17.01.08

Metelen - „Die hat sich nicht angekettet, die hängt.“ Noch während er dies aussprach, musste der Polizeibeamte selbst lächeln. Eine unglaubwürdige Vorstellung. An diesem Abend aber wahr.

Einige Kilometer vom Bahnhof Metelen Land entfernt war in der Nacht zum Donnerstag ein riesiges Polizei- und Presseaufgebot erschienen. Der Grund ihres mitternächtlichen Ausfluges: eine im Baum hängende Aktivistin, die den geplanten Transport der Urananreicherungsanlage Urenco in Gronau aufhalten wollte.

„Gehen Sie einfach durch den Wald dort, dann finden Sie die Dame schon“, rief ein Polizist zwei Mitarbeitern der örtlichen Presse aufmunternd zu. Doch der Weg gestaltete sich alles andere als einfach. Wer in der Dunkelheit nicht zufällig den kleinen Trampelpfad entdeckte, musste sich durch hohe Dornenbüsche und tiefe Schlammlöcher ans Ziel kämpfen.

Schon vor Erreichen der besagten Stelle war allerdings ein fröhlicher Singsang zu vernehmen. „Wir suchen neue Wege für unser Land“ rief eine muntere Frauenstimme und übertönte damit sogar die Stimmen der Polizeibeamten. Diese bemühten sich nach Kräften, die Situation unter Kontrolle zu halten.

Doch kaum einer schaffte es, bei den lauten Monologen der Frau ernst zu bleiben. Diese hatte quer über die Bahnstrecke in circa fünfzehn Metern Höhe ein dickes Seil gespannt und hing nun, an einem Karabinerhaken befestigt in der Mitte und nahm ihr Abendbrot ein. „Ich hab Müsliriegel dabei, aber es könnte schwierig werden, sie zu essen, wenn ich weiterhin überkopf hängen bleibe“, rief sie zu den Schaulustigen hinunter, die sich das Grinsen kaum mehr verkneifen konnten.

Mit von der Partie war auch Peter Kerßen von der Bundespolizeiinspektion Münster. „Wir warten einfach nur noch ab“, erklärte der augenscheinlich müde Beamte. Alle zwei Minuten klingelte sein Handy, an dessen Ende jemand darauf wartete, die ganze Geschichte noch einmal zu hören. Im Hintergrund hielten sich sechs weitere Aktivisten mit Fackeln in den Händen. „Den ganzen Abend hatten sie tapfer ausgeharrt, doch um kurz vor Mitternacht traten auch sie den Heimweg an. „Viel Erfolg noch“, wünschten sie der Dame im Baum, die soeben dabei war, sich einen Schlafsitz zu bauen.

Auch die Journalistin von englischen Sender BBC, die mit Dolmetscher angereist war, verabschiedete sich nun lauthals von der Französin. „What will happen to her?“, fragte sie Polizeioberkommissar Kerßen, der gerade Handypause hatte und froh war über jeden, der das Feld räumte. „Na einfach nach Hause spazieren kann sie nicht“, erklärte der, und trotz tiefster Dunkelheit war sein Lächeln noch zu erkennen.

„Wir werden die lustige Dame festnehmen müssen“, sprach der Beamte in das ihm vorgehaltene Mikrophon und schloss: „Was genau mit ihr passiert, ist noch nicht klar. Ganz sicher ist aber: Sie muss die Kosten für diesen ganzen Aufstand hier tragen.“
VON HANNA PASSLICK

Frau blockiert stundenlang Urantransport

http://www.rp-online.de/ 18.01.2008 - 01:00
Atomkraftgegner haben in der Nacht einen Urantransport durch das Münsterland drei Stunden lang aufgehalten. Eine Frau hatte sich an ein über die Gleise gespanntes Fahrseil gehängt. Höhenrettungskräfte der Polizei mussten einschreiten.

Die junge Frau hatte sich mit einem Seil zwischen zwei Bäumen über die Bahnstrecke zwischen Gronau und Münster gehängt, teilte ein Sprecher der Bundespolizei in Münster mit. Höhenrettungskräfte der Polizei hätten die Aktivistin geborgen und in Gewahrsam genommen. Der Transport wurde für drei Stunden aufgehalten.

Anschließend setzte der Zug seine Fahrt in Richtung Niederlande fort. Dort soll das radioaktive Material nach Medienberichten auf einen Frachter verladen und nach Russland verschifft werden. In Gronau betreibt das Unternehmen Urenco eine Urananreicherungsanlage.

Kopfüber den Zug gestoppt

http://www.derwesten.de 18.01.2008 - 00:57
Atomkraftgegner haben am Mittwochabend im Münsterland etwa sechs Stunden lang einen Zug mit schwach radioaktivem Material aus der Urananreicherungsanlage Gronau gestoppt. Eine 26 Jahre alte Umweltaktivistin hatte sich bei Steinfurt zwischen Bäumen abgeseilt und hing teils kopfüber in rund sieben Metern Höhe über der Strecke. Nach Angaben von Urenco, der Betreibergesellschaft der Urananreicherungsanlage, wurden mit dem Zug etwa 1000 Tonnen abgereichertes Uran transportiert.

Aus Sankt Augustin bei Bonn eingeflogene Spezialkräfte der Bundespolizei kappten am Donnerstag gegen 1.00 Uhr das Seil und ließen die Frau zu Boden. Nach Angaben eines Polizeisprechers wird gegen die 26-Jährige wegen Nötigung und Versuchs des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.

Die Frau, die bei ihrer Aktion von einigen Demonstranten am Boden begleitet wurde, blieb nach Polizeiangaben bei der Aktion unverletzt. Beamte nahmen sie vorläufig fest; nach Feststellung der Personalien kam sie wieder auf freien Fuß. Der 410 Meter lange Zug hatte nach der Entdeckung der Frau durch einen Polizeihubschrauber rechtzeitig halten können und stand in Sichtweite.

Der Atomtransport fuhr gegen 2.00 Uhr weiter in Richtung Rotterdam. Im dortigen Hafen soll die radioaktive Fracht nach Russland verschifft werden. Urenco erklärte, die Verspätung habe sich logistisch nicht ausgewirkt

Umweltaktivistin hing zwischen Bäumen:

http://www.ruhrnachrichten.de/ 18.01.2008 - 00:59

Atomtransport gestoppt

STEINFURT/GRONAU Atomkraftgegner haben am Mittwochabend bei Burgsteinfurt für mehrere Stunden einen Zug mit radioaktivem Material der Urananreicherungsanlage Gronau gestoppt. Eine 26 Jahre alte Umweltaktivistin hatte sich zwischen Bäumen abgeseilt und hing in rund sieben Metern Höhe über der Strecke.

Wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte, habe die Frau habe erst nach ein Uhr am Donnerstag von Spezialkräften aus dem Weg geräumt werden können. Die 26-Jährige, die von einigen Demonstranten am Boden begleitet wurde, blieb nach Polizeiangaben bei der Aktion unverletzt. Beamte nahm sie vorläufig fest.

Atomtransport setzte seinen Weg um 2 Uhr fort

Der Atomtransport setzte sich gegen zwei Uhr wieder in Bewegung. Der Zug hatte nach der Entdeckung der Frau
durch einen Polizeihubschrauber rechtzeitig halten können und stand in Sichtweite.

Nach Angaben der Atomkraftgegner sollte der Zug mit den rund 1000 Tonnen radioaktivem Material nach Rotterdam fahren. Von dort werde es per Schiff weiter nach Russland transportiert.

Danach

War die GSG 9 im Boot?


Münstersche Zeitung am 22.02.2008

STEINFURT War bei der "Rettungsaktion" der französischen Atomkraftgegnerin und Kletter-Aktivistin Cécile Lecomte am 16. Januar die GSG 9 im Einsatz, oder nicht? Das Aktionsbündnis "Münsterland gegen Atomanlagen" hatte eine Beteiligung der Anti-Terror-Einheit am Mittwoch scharf kritisiert (wir berichteten). Als Quelle nennt das Bündnis die Schadensanzeige, die die Bahn Cécile Lecomte zugestellt hatte.
Bahn-Pressesprecher Peter Grundmann bestätigt, dass die DB Netz in der Anzeige mit Datum vom 29. Januar auch Angaben zur GSG 9 gemacht hat: "Das haben unsere Kräfte auch so vor Ort erfahren."

Schleierhaft

Peter Kerßen, Sprecher der Bundespolizei in Münster, dagegen bestreitet, dass an der Aktion in Steinfurt auch die Elite-Einheit der Bundespolizei beteiligt war. Ihm sei schleierhaft, wie die Bahn zu dieser Annahme komme. Kerßen: "Das war der TED, der Technische Einsatz-Dienst Höhenrettung der Bundespolizei aus St. Augustin." Dass auch die GSG 9 dort ihren Sitz hat, ist für Kerßen kein Widerspruch. (Anmerkung der Redaktion: Die GSG 9 tritt prinzipiell nur vermummt öffentlich auf. Das aber war in Steinfurt in der Nacht des 16./17. Januar nicht der Fall.)

Akte geschlossen

Wie Kerßen weiter mitteilt, wurde die Ermittlungsakte Lecomte geschlossen und der Staatsanwaltschaft zugeleitet. Nach seiner Einschätzung müsse Cécile Lecomte mit einer Forderung der Bahn in Höhe über mindestens 20 000 Euro rechnen. "Wir haben noch keinen Betrag ermittelt", sagt Bahn-Sprecher Grundmann. Insgesamt seien durch die Ereignisse seinerzeit drei Bereiche betroffen:


1. die DB Netz, die für die Infrastruktur verantwortlich ist und ihre Forderungen angemeldet hat.

2. die DB Regio NRW, die Zugausfälle durch einen Busnotverkehr organisieren musste. Von dort gibt es noch keine Schadensmeldung.

3. Ein Güterzug, der im Auftrag einer privaten Firma auf den Schienen unterwegs war.


Derweil hat Cécile Lecomte gegen die Bundespolizei Anzeige erstattet. In einer E-Mail an uns bezieht sie Stellung. Auf eine zivil- und strafrechtliche Auseinandersetzung vor Gericht sei sie vorbereitet: "Das habe ich in die Planung meiner Aktion miteinbezogen. Das gehört zum Konzept des zivilen Ungehorsams, ist Teil der gesellschaftlich-politischen Auseinandersetzung um Atomkraft. Denn es geht um politische Gerichtsverfahren, die entsprechend geführt werden sollen." Sie geht aber davon aus, dass die zu ihren Gunsten ausgehen, und begründet ihren Optimismus damit, dass sie noch nie strafrechtlich belangt worden sei. "Es wird viel angedroht. Was vor Gericht raus kommt, ist eine andere Sache. Ich bin länger politisch aktiv und musste noch nie solche Kosten bezahlen." Und: "Ich könnte fünf Aktenzeichen der Staatsanwaltschaft Lüneburg als Beispiel angeben. Solche Kletteraktionen stellen keine Störung öffentlicher Betriebe dar, der Zug hätte nämlich rein theoretisch unten durch fahren können, die Seilkonstruktion war viel höher als übliche Brücken."

"Ein Erfolg"

Ihr Resümee: "Für mich war die Aktion ein Erfolg. Ich wollte auf die Atompolitik und auf die Verschiebung nach Russland aufmerksam machen."
Cécile Lecomte ist nach eigenen Angaben bei "Robin Wood", aber auch unorganisiert auf den Feldern Atomkraft/Energiepolitik, Gentechnik, Konsumkritik und der Friedensbewegung aktiv.


Donnerstag, 21. Februar 2008 | Quelle: Münstersche Zeitung (Steinfurt)

GSG 9 in Steinfurt eingesetzt: Französin klagt


STEINFURT Am 16. Januar hing die französische Atomkraftgegenerin Ccile Lecomte mehrere Stunden über den Bahngleisen in der Nähe des Kieferngrundsees. Jetzt wird ihr Einsatz zum Fall für die Gerichte. Mit im Spiel: Die Anti-Terror-Einheit GSG 9.

Der Aufsehen erregende Auftritt der Aktivistin ein doppeltes Nachspiel: Die Bahntochter DB Netz hat Anzeige erstattet und der Kletter-Aktivistin die Kosten für den Einsatz in Rechnung gestellt - darunter auch die für die GSG9. Die Spezialeinheit war offenbar an der "Rettungsaktion" der Französin beteiligt. Die reichte jetzt ihrerseits beim Verwaltungsgericht in Münster Klage gegen die Bundespolizei ein, die sie in Gewahrsam genommen hatte.

http://www.muensterschezeitung.de/lokales/stlo/art1005,241194
Lokalausgabe Steinfurt

Folgen des Castor-Protestes noch in der Schwebe

Von Christiane Hildebrand-Stubbe am 22.04.2008 17:56 Uhr

STEINFURT Das Bild der französischen Atomkraftgegnerin mit akrobatischen Fähigkeiten ist in Steinfurt haften geblieben: In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar schwebte Cécile Lecomte in sechs Metern Höhe in der Nähe des Kieferngrundsees über den Gleisen. Durch ihre Aktion brachte sie nicht nur den Castor-Transport zum Stopp, sondern wirbelte auch den Zugverkehr durcheinander.

Die Konsequenzen sind auch drei Monate später immer noch nicht geklärt.
Die Deutsche Bahn hatte Schadensersatzforderungen angekündigt (die MZ berichtete), die Höhe der Forderung bislang aber offenbar noch nicht kundgetan. Cécile Lecomte: "Ich habe nichts mehr gehört."Zudem hat die Staatsanwaltschaft Münster Strafbefehl erlassen, das Amtsgericht Steinfurt hat diesen aber nach Informationen der MZ wieder an die Behörde in Münster zurückgeschickt.
Landgerichtssprecher Benedikt Vieth: "Es bestehen wohl unterschiedliche Rechtsauffassungen." Mehr konnte Benedikt Vieth dazu gestern nicht sagen, weil der zuständige Amtsrichter nicht im Hause war.

Ingewahrsamnahme im Wendland war rechtswiedrig
Und Cècile Lecomte will sich ihrerseits juristisch dagegen wehren, dass sie von der Bundespolizei in Gewahrsam genommen wurde. In einer anderen Aktion im Wendland gab ihr das Amtsgericht Lüneburg Recht und erklärte die "Ingewahrsamnahme" durch die Bundespolizei mit dem Verweis auf "mildere Mittel" für rechtswidrig. Trotz der Einschätzung, dass Lecomte "uneinsichtig und unbelehrbar sei."

Lecomte: Protest geht weiter
Lecomte: "Solange weiter gefährliche Atomtransporte rollen, werde ich unbelehrbar bleiben und meinem Widerstand kreativ Ausdruck verleihen".

Juristisches Nachspiel :

FREISRUCH vor dem Amtsgericht in Steinfurt
- PM Eichhörnchen
- WN-Münsterland
- WN- Steinfurt:
Freispruch für Französin


Steinfurt - Wenn Cecile Lecomte sich vor einem Uran-transport von den Bäumen über der Bahnstrecke abseilt, dann ist das ihr gutes Recht. Das im Grundgesetz verankert ist: „Jeder hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung.“ Damit begründete gestern der Vorsitzende Richter am Steinfurter Amtsgericht seinen Freispruch für die französische Atomkraftgegnerin. Die 27-Jährige reagierte mit einem zufriedenen Lächeln auf den Richterspruch: „Ich bin froh, denn dafür habe ich gekämpft.“ Sie wolle mit ihren spektakulären Aktionen auf die Gefahren der Atomkraft machen. Und das hat die zierliche Frau gestern auf jeden Fall geschafft. Ein vergleichbares Medienaufgebot hat es im Amtsgericht selten gegeben.

Am 16. Januar, abends gegen 19.20 Uhr, hatte Cecile Lecomte den Urantransport von Gronau nach Rotterdam in Höhe von Steinfurt gestoppt. Sechs Stunden ging nichts mehr auf der Bahnstrecke. Für die ehemalige französische Meisterin im Sportklettern war es ein Leichtes gewesen, sich angeleint über den Bahnschienen herunterzulassen. „Ich passe schon selbst auf, dass mir nichts passiert.“ Auf die Fürsorgepflicht der Bundespolizei könne sie gut verzichten, sagte die Bewegungsarbeiterin (wie sie vor Gericht ihre berufliche Tätigkeit bezeichnete).

Mindestens sechs Meter, so stand es im Bericht, habe Cecile Lecomte über den Gleisen gehangen. Laut Eisenbahnbetriebsordnung sind für einen reibungslosen Zugverkehr 4,80 Meter notwendig. „Damit liegt keine Ordnungswidrigkeit vor“, verwies der Amtsrichter auf geschriebenes Recht. Den Tatbestand der Nötigung, mit der die Staatsanwältin eine Geldstrafe von 450 Euro forderte, sah das Gericht ebenfalls als nicht gegeben: „Sie hatte gar kein Opfer.“ Den Zug angehalten habe die Polizei. Und das nur aus Sorge um das Leben der jungen Französin: „Der Zug wäre beim Durchfahren nicht zu Schaden gekommen.“ Cecile Lecomte vermutlich wohl.

Seine Mandantin, so der Pflichtverteidiger, mit dem die Französin, die in Lüneburg wohnt und von Hartz IV lebt, erschien, habe sich in der dritten Dimension, der Luft, bewegt: „Unser Strafrecht ist aber nur für die Erdoberfläche ausgelegt.“ Deshalb zeigte er sich auch schon vor Prozessbeginn zuversichtlich.

Dass der Protest für sie eine Herzensangelegenheit sei, um die Welt ein wenig besser zu machen, erklärte Cecile Lecomte dem Gericht ausführlich. Nicht sie nötige andere, vielmehr fühle sie sich von der Urenco genötigt: „Denn die Atomindustrie setzt mich einer Gefahr aus, gegen die ich mich nicht wehren kann.“ Dafür gab es Applaus von den anderen Atomkraftgegnern, die zur Unterstützung mitgekommen waren. Schon vor dem Verhandlungstermin hatten sie ihren Unmut über die Anklage öffentlich gemacht.
VON GUDRUN NIEWÖHNER, STEINFURT 04 · 06 · 09
 

- Münstersche Zeitung- Photostrecke
- Münstersche Zeitung:
Erfolg für Umweltaktivistin
Castorzug gestoppt: Freispruch
Von Günther Hilgemann am 4.06.2009 14:06 Uhr
STEINFURT Freispruch! Wegen der Blockade des Urantransports im Januar 2008 musste sich am heutigen Donnerstag die französische Umweltaktivistin Cecile Lecomte erneut vor dem Amtgericht Steinfurt verantworten - und: Sie wurde freigesprochen.
Es begann, wie es im Januar 2008 abgelaufen war. Wieselflink kletterte die 27-jährige französische Meisterin im Klettern, Cecile Lecomte, mit einer Partnerin die Fahnenmasten vor dem Steinfurter Amtsgericht hinauf.

Protestbotschaft
Oben wurde ein riesiges Laken mit der Protestbotschaft zwischen die Alustangen gespannt. Gleichzeitig stiegen zwei weitere Atomkraftgegner auf das Vordach des Amtsgerichts und entrollten ein Transparent gegen die Urantransporte aus Gronau.

Großer Medienrummel
Aber wo kein Kläger, da kein Richter: Die Aktivisten konnten unter großer Medienbeachtung ihre Aktion durchführen.
Richter Ulrich Voosholz wartete derweil im Gericht, um den Prozess zu eröffnen. Lecomte hatte im Januar 2008 in einer spektakulären Aktion in der Meteler Heide ein Drahtseil zwischen zwei Bäumen über die Bahnschienen gespannt und dort „Turnübungen“ gemacht.

Polizei stoppt Zug
Die Polizei stoppte daraufhin den Urantransport von Gronau mit 19 Waggons knapp fünf Kilometer vor dem vermeintlichen Hindernis. Spezialkräfte der Polizei aus St. Augustin nahmen die Kletterkünstlerin vorübergehend in Gewahrsam. Es folgte eine Anklage wegen Nötigung und wegen gefährlichen Eingriffs in die Eisenbahnbetriebsordnung.

Strafbefehl abgelehnt
Den von der Staatsanwaltschaft beantragten Erlass eines Strafbefehls über 450 Euro hatte der Steinfurter Amtsrichter abgelehnt. Nach einer Beschwerde aus Münster wurde das Verfahren zurück ans Steinfurter Amtsgericht verwiesen.
Gute Laune und Zuversicht vor dem Prozessbeginn bei Verteidiger Wilhelm Achelpöhler und der Angeklagten.

"Dritte Dimension"
„Die Aktion seinerzeit hat in der dritten Dimension stattgefunden“, orakelte der Anwalt. „Das deutsche Strafrecht ist aber auf die Erdoberfläche ausgerichtet.“
Klarer diese Andeutungen, als im Verlauf der Verhandlung die laut Anklage gestörte Eisenbahnbetriebsordnung von 1905 auf den Prüfstand kam. Die beansprucht aber ihren Hoheitsbereich nur bis zu einer Höhe von 4,80 Metern über den Gleisen.

Zeugenaussagen und Video
Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen und Betrachten eines am „Tattag“ gedrehten Videos befand sich Cecile Lecomte, die sich als „selbstständige Bewegungsarbeiterin“ vorstellte, fast sieben Stunden lang rund sechs Meter über den Schienen.

„Merkmal der Gewalt“
Blieb der Vorwurf der Nötigung. Die Staatsanwältin war sich der Problematik in der bisherigen Rechtssprechung bewusst, aber: „Die Angeklagte wollte den Zug aufhalten und weil das Unterfahren mit dem Zug zu gefährlich erschien, war das Merkmal der Gewalt erfüllt“, argumentierte sie. Richter Voosholz sah das anders und sprach die Französin frei.

"Zug ist nichts passiert"
Seine Begründung: Dem Zug wäre nichts passiert. Das Anhalten erfolgte durch die Polizei in fast fünf Kilometern Entfernung von der Kletterkünstlerin und die Frau habe keinerlei Gewalt angewendet.
Cecile Lecomte nutzte ihr „letztes Wort“ vor dem Urteil zu einem halbstündigen Referat über die Gefahren der Atomtransporte. „Meine Aktion hat die Menschen erreicht. Das alles kommt bei mir vom Herzen.“
 
 - Tageblatt
- Video+Artikel Bildzeitung
etc... (Radio, Fernsehen, Agenturmeldungen, etc.)
- PM-Eichhörnchen Französisch (CP ecureuille en Français)

relaxe d'une antinucléaire en Allemagne :
manifester dans les airs au-dessus de la voie ferrée est droit d'expression fondamental


Cécile Lecomte, une militante antinculéaire française comparaissait ce jour (4 juin 2009) devant le tribunal correctionel de Stinfurt en Allemagne.
Le 16 janvier 2008, elle avait attiré l'attention sur les dangers liés à l'export de déchets nucléaires sous forme d'hexafluorure d'uranium (UF6) - un gaz à la fois radioactif et corrosif- de l'usine d'enrichissement de Gronau vers la Russie en se suspendant entre deux arbres de façon spectaculaire au dessus de la voie ferrée. Une équipe spéciale de la police arrivée par hélicoptère l'avait délogée au bout de plus de six heures d'action. La procureur a plaidé en faveur d'une condamnation pour 'coercision' - obliger quelqu'un à faire quelque chose par la violence. La tribunal ne l'a cependant pas suivie et a prononcé la relaxe de la militante. Selon le juge, il est prouvé que c'est la police et non la militante qui a fait stopper le transport. L'accusée n'est donc pas coupable. De plus il est avéré qu'elle a manifesté à huit mètres de hauteur au dessus du de la voie ferrée, la loi spécifie seulement qu'un espace de 4m80 doit rester libre au-dessus de la voie pour la circulation des trains. " La fantaisie, c'est une arme! Je suis contente que le tribunal ait reconnu la légitimité de ces actions dans la troisième dimension comme un moyen d'expression de son opinion", a déclaré Cécile Lecomte à l'issu de l'audience. Dans son plaidoyer, la grimpeuse a longuement expliqué ce qui l'avait poussé à agir et le pourquoi de son action: informe l'opinion publique du passage de ces trains nucléaires devant chez elle et des dangers que ceux-ci représentent.
" Ces transports sont dangereux en raisons des risques radioactifs et toxiques que représente les 1000 Tonnes d'UF6 d'un train. Ces transports
permettent à Urenco (la firme qui expoite l'usine) de se débarrasser de ses déchets pour en produire ainsi toujours plus et permettre au centrales nucléaires de continuer à fonctionner. S'il es question de violence, celle-ci vient de l'industrie nucléaire et non de moi." a déclaré Cécile à l'audience "la population est soumise au dangers du nucléaire contre son gré, c'est ce que j'estime être de la violence", a t-elle conclut. L'avenir de la lutte contre le nucléaire "dans les airs" est radieux - bien plus agréable qu'un avenir irradié!

* Strafantrag abgelehnt!


http://www.muensterschezeitung.de/lokales/stlo/art1005,308251

Münstersche Zeitung Lokal Steinfurt 15.7.2008:

Kletter-Protest gegen Atomtransport nicht strafbar
 
Von Christiane Hildebrand-Stubbe am 15.07.2008 10:13 Uhr
STEINFURT Durch einen aktuellen Beschluss des Steinfurter Amtsgerichts sieht sich die französische Atomkraftgegnerin Cécile Lecomte in ihrer Position bestätigt. Wie Lecomte in einer Presseerklärung mitteilt, habe das Gericht am 5. Juni den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Strafbefehls wegen Nötigung abgelehnt.

Ein halbes Jahr ist es her, dass Cécile Lecomte im wahrsten Sinne in den Seilen hing. Am 16. Januar wurde ihre spektakuläre Kletteraktion in acht Metern Höhe über der Bahnlinie Münster-Gronau nach sechs Stunden durch die Bundespolizei beendet, sie selbst in Gewahrsam genommen. Durch die Aktion war der Atommülltransport von der UAA Gronau nach Russland in Burgsteinfurt gestoppt worden.

Die Staatsanwaltschaft hatte kurz darauf die Ermittlungen aufgenommen, Lecomte ihrerseits Klage gegen die Bundespolizei angestrengt.

Keine Gewaltanwendung oder Beschädigung

Das Amtsgericht Steinfurt habe es jetzt als erwiesen angesehen, so Lecomte, dass sie keine Gewalt angewendet habe. Zudem sei nichts beschädigt worden, der Zug habe ohne Berührung der Betroffenen unter ihr her fahren können.

Vom Amtsgericht Steinfurt war am Montag keine Stellungnahme mehr zu bekommen. Nach Angaben von Lecomte soll die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt haben.


http://www.ivz-online.de/lokales/kreis_steinfurt/steinfurt/?em_cnt=553940&

Kletter- Aktivistin beschäftigt die Gerichte

-pd-/ Steinfurt. Nach Angaben des Aktionsbündnisses gegen Atomanlagen hat das Amtsgericht Steinfurt den Antrag der Staatsanwaltschaft abgelehnt, gegen die französische Atomkraftgegnerin Cécile Lecomte einen Strafbefehl wegen Nötigung zu erlassen. Lecomte hatte mit spektakulären Kletteraktionen sowohl am 16. Januar in Höhe der Bauerschaft Sellen als auch am 4. Juni in Höhe Wilmsberg den mit Uranhexafluorid beladenen Transportzug der Urenco-Urananreichungsanlage (UAA) Gronau aufgehalten und konnte erst nach mehreren Stunden von einer Spezialeinheit der Bundespolizei aus St. Augustin von der Strecke entfernt werden.

Wie das Aktionsbündnis mitteilt, habe es das Amtsgericht als erwiesen angesehen, dass Lecomte keine Gewalt angewendet habe. Es sei nichts beschädigt worden, und der Zug hätte ohne Berührung der Betroffnene unter ihr herfahren können. Auch eine Ordnungswidrigkeit habe das Gericht nicht gesehen, weil Lecomte sich in mindestens acht Metern Höhe und somit außerhalb der Bahnanlage (die Grenze nach oben liege bei 4,8 Meter) aufgehalten habe. „Die Kletteraktivistin habe lediglich den Willen manifestiert, ihre Einstellung plakativ und medienwirksam zu verbreiten“, wird der Beschluss von Richter Voosholz vom Aktionsbündnis zitiert.

Derweil sieht sich Lecomte, die ihrerseits Klage gegen die Festnahme beim Verwaltungsgericht eingereicht hat, in ihrer Protestform bestätigt: „Ich anworte mit Fantasie . . . bis zur endgültigen Stilllegung aller Atomanlagen.“

Das Aktionsbündnis weist allerdings auch darauf hin, dass die Entscheidung des Amtsgerichts nicht rechtskräftig ist. Die Staatsanwaltschaft habe Rechtsmittel gegen den Beschluss beim Landgericht eingelegt.

VON DIRK DRUNKENMÖLLE, STEINFURT

*Keine Straftat, vielleicht eine Nötigung (Landgericht)

MZ vom 18.01.09  Behinderung des Atomtransports beschäftigt erneut das Amtsgericht

Behinderung des Atomtransports beschäftigt erneut das Amtsgericht
Münstersche Zeitung am 18.01.2009 17:46 Uhr
STEINFURT Die juristische Auseinandersetzung um die Kletteraktion der Umweltaktivistin Cécile Lecomte gegen einen Urantransport der Urenco vor einem Jahr dauert an. Das Landgericht Münster wertete die Aktion lediglich als Ordnungswidrigkeit und verwies das Verfahren zurück an das Amtsgericht Steinfurt .

Das Amtsgericht Steinfurt lehnte vor einem halben Jahr den Strafantrag der Staatsanwaltschaft wegen Nötigung ab, es sah auch keine Ordnungswidrigkeit. Diese legte Beschwerde dagegen ein.

Das Verfahren wurde nun an das Amtsgericht Steinfurt zurückgewiesen - das Landgericht Münster folgte jedoch die juristische Bewertung der Staatsanwaltschaft nur zum Teil. Die Tat sei, so das Landgericht in seinem jüngsten Beschluss, als Ordnungswidrigkeit - Verstoß gegen die Eisenbahn- und Betriebsordnung - zu werten, nicht als Straftat.

Es wird nun davon ausgegangen, dass die Hauptverhandlung in den kommenden Wochen oder Monaten stattfinden wird.

Cécile Lecomte dazu: "Die Hauptverhandlung sehe ich nun als eine Einladung zum Tanz. Dieses mal nicht hoch in den Seilen, sondern politisch, vor Gericht. Ich sehe Protest nicht als ordnungswidrig, sondern als notwendig an."

Lecomte bewertet die Entwicklungen als Erfolg. Sie weiß jedoch, dass Gerichtsverfahren nicht die einzigen Mittel der Behörden zum Zweck der Einschüchterung sind: "Kletteraktionen sind meist sehr effektiv und schwer zu kriminalisieren - also sehr subversiv. Die Polizei fürchtet diese Aktionen so sehr, dass sie meist präventiv eingreift. So wurde ich beim vergangenen Castortransport auf Antrag des Lüneburger Polizeidirektors Brauer für dreieinhalb Tage in präventiven "Langzeitgewahrsam" genommen und eingesperrt, obwohl mir gar nichts vorgeworfen wurde, sondern die Polizei mich bloß am Klettern am Tag X hindern wollte."

Über die Klage Lecomtes gegen ihre Ingewahrsamnahme durch die Bundespolizei am 17. Januar 2008 wurde noch nicht entschieden, das Verfahren ist weiterhin beim Verwaltungsgericht Köln anhängig.

 


*Klage gegen die Polizei: Sieg für Umweltaktivistin (Ingewahrsamnahme)

PM von Cécile Lecomte vor / PM nach der Verhandlung
 
Abendblatt Hamburg (Lünebuerger Rundschau) http://www.abendblatt.de/daten/2009/03/24/1096793.html

Aktivistin klagt gegen die Polizei
Lüneburg/Köln -
Die in Lüneburg lebende Kletteraktivistin Cécile Lecomte klagt am Donnerstag, 26. März, vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen die Polizei. Damit wehrt sie sich gegen die Festnahme durch die Beamten im Januar vergangenen Jahres. Damals hatte Lecomte einen Transport mit Atommüll im nordrhein-westfälischen Steinfurt gestoppt: An Seilen über der Schiene hängend, blockierte sie die Lok.
Cécile Lecomte sagt: "Der Protest war legitim, und sowohl Amtsgericht als auch Landgericht haben bisher in der Aktion keine Straftat gesehen." Mit ihrer Aussage bezieht sich Lecomte auf ihre Klage vor dem Lüneburger Amtsgericht. Ihre Festnahme nach einer zweistündigen Blockade eines Probe-Castortransportes im September 2007 wurde von den juristischen Instanzen für rechtswidrig erklärte.
ben
erschienen am 24. März 2009

MZ vom 27.03.09 http://www.muensterschezeitung.de/lokales/stlo/Steinfurt;art1005,521017

Atommülltransport gestoppt: Sieg für Umweltaktivistin
Von Ulrich Breulmann am 27.03.2009 15:09 Uhr
STEINFURT Die Umweltaktivistin Cécile Lecomte, die im Januar 2008 in Steinfurt einen Atommülltransport blockiert hatte, hat jetzt vor dem Verwaltungsgericht Köln einen Sieg errungen: Die Polizei durfte sie nicht so lange festhalten wie sie das tatsächlich getan hatte.



 
Ein entsprechendes Urteil habe das Verwaltungsgericht am Donnerstag gefällt, bestätigte Ulrich Müller-Bernhardt, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Fall

Am 17. Januar 2008 hatte Cécile Lecomte bei Steinfurt in luftiger Höhe über der Bahnschiene gegen den Export von Atommüll durch die Urenco ins Ausland protestiert. Nach der sechsstündigen Kletteraktion wurde sie gegen 1.15 Uhr von der Polizei in Gewahrsam genommen und gegen 5.30 Uhr wieder  entlassen.

Die Urteilsgründe

"Grundsätzlich war es nicht rechtswidrig, dass die Polizei Frau Lecomte festhielt. Das Gericht hat aber gerurteilt, dass die Polizei die Frau spätestens hätte wieder frei lassen müssen, als der Atommülltransport so weit fort war, dass Fra Lecomte den Zug nicht mehr stören konnte", erläuterte Müller-Bernhardt. Dies sei, so das Gericht, der Fall gewesen, als der Zug Münster-Nord erreicht habe. Das sei gegen 3 Uhr morgens gewesen. Tatsächlich war die Aktivistin erst um 5.30 Uhr auf freien Fuß gesetzt worden.

Weitere Folgen?


Ob Cécile Lecomte für das jetzt fest gestellte Unrecht eine Entschädigung enthält und ob die Beamten, die die Aktivistin zu unrecht zu lange festhielten, Konsequenzen zu befürchten habe, ist offen: "Das war nicht Gegenstand des Verfahrens. Wenn Frau Lecomte eine Entschädigung für die gut zwei Stunden haben möchte, müsste sie diese einklagen. Das wäre dann Gegenstand eines neuen Verfahrens", sagte Müller-Bernhardt.

Fortsetzung angekündigt

Für die 27-jährige Kletteraktivistin, die ihren Protest gerne mit gewagten Protestaktionen zum Ausdruck bringt, war dies nicht die erste rechtswidrige Ingewahrsamnahme. Sie kündigte an, ihre Aktionen gegen die ihrer Ansicht nach unverantwortlichen Atommülltransporte fortzusetzen.

RedGlobe-Nachrichten: Polizei hielt Atomkraftgegnerin rechtswidrig fest
Neue Rheinische Zeitung :  unbeugsames Eichhörnchen

Eichhörnchen hat gegen das Urteil vom Verwaltungsgericht Beschwerde eingelegt und zielt auf eine Feststellung der Rechtswidirgkeit der Polizeilichen Maßnahme dem Grunde nach von Beginn an... und hat da große Chancen zu gewinnen, dass Oberveraltungsgericht hat die Beschwerde angenommen (dies passiert äußerst selten in solchen Verfahren). Enscheindugn in Kürze (Stand Mai 2011 )



Zweite Aktion : 4. Juni 2008

http://www.muensterschezeitung.de/lokales/stlo/art1005,277563
http://www.westline.de/westline_aktuell/atomkraftgegner_stoppen_zug_mit_radioaktivem_material.php

Pressemitteilung zu der Aktion

Erneut Luft-Blockade eines Uran-Transportes

Urantransport von Gronau nach Russland stand 77 Minuten still.
Französische Aktivistin  seilte sich  erneut vor dem Zug ab.


Am 4. Juni 2008 wurden erneut 1000 Tonnen gefährlichen abgereicherten Uranmüll in Form von UF6 aus Gronau von der Firma Urenco transportiert.  Die heiße Fracht soll noch in den Kommenden Tagen nach Russland verschifft werden.
Zahlreiche AtomkraftgegnerInnen hatten wieder Protest angekündigt.  So fand eine Demonstration in Münster statt. Der Zug traf aber mit erheblicher Verspätung in Münster ein. Grund dafür war die Abseilaktion einer französischen Aktivistin bei Steinfurt-Borghorst.

Die Bilder vom 16. Januar 2008 sind haften geblieben. Damals wurde der Uranzug bei Metelen durch die Kletteraktion einer Französischen Aktivistin , Cécile Lecomte, für beinahe 7 Stunden gestoppt.  Am gestrigen Mittwoch hing sie wieder oberhlab von  der Schiene, um Ihren Protest gegen die Atomkraft kund zu tun. Der Hubschrauber hatte sie entdeckt, als sie an einer in etwa 15 Meter Höhe angeschlagenen Traverse  (quer gespanntes Seil) hing. Der Zug kam etwa 70 Meter vor Ihr zum stehen, als sie sich in etwa 6 Meter Höhe abseilte.

" So lange Atommüllanlagen in Betrieb sind, werde ich  meinem Widerstand kreativ Ausdruck verleihen". So die 26 Jährige Lecomte. Und sie fährt fort : " Urenco hat angekündigt, die Urantransporte nach Russland ab 2009 einzustellen. Die heiße Fracht soll aber dafür in die Zukunft nach Pierrelatte in Frankreich gebracht werden. Aus der Sicht, aus dem Sinn... Die Gefahr wird dadurch aber nicht geringer! "

Die Polizei reagierte zunächst sehr nervös auf die Aktion, ein Polizist versuchte die Aktivistin mit Pfefferspray zu attakieren. Er vergifftete sich aber selbst. Die Presse wurde an ihrer Arbeit erheblich behindert und kam kaum ran. Die Bundespolizei rückte recht schnell mit einer Spezialeinheit nach. Anders als in Januar, wurde sie nicht per Hubschrauber aus Sankt Augustin eingeflogen. Die Spezial Einheit wird seit Januar nämlich "für alle Fälle"  nach Müster verlegt, wenn ein Atom-Transport stattfindet.  Die Räumung verlief  ansonsten Störungsfrei.

"Fantasie ist eine Waffe", kommentiert die Lüneburger Aktivistin. "Ich kann sehr gut Klettern  - ich bin sogar Frankreichmeisterin in Sportklettern gewesen - und setze meine Fähigkeiten entsprechend ein."
Die gut gelaunte Aktivistin wurde etwa eine Stunde nach ende der Aktion nach Beschlagnahme ihrer Kletterausrüstung von der Polizei vor Ort entlassen.

Ihr Fazit: " Für mich ist es eine gelungene Aktion. Ich will durch solchen Aktionen deutlich machen, dass die Gefahren der Atomernergie uns alle angehen. Radioaktivität macht keinen Halt an der Grenze.  Auf eine eventuelle juristische Auseinandersetzung und Anklage vor Gericht bin ich vorbereitet. Das macht mir keine Angst. Ich weiss wofür ich stehe und ich werde mich entsprechend verteidigen. Kriminell ist die Atomindustrie"
Unbeugsames Eichhörnchen

Die Dritte Aktion, 27.-28. April 2009

Pressemitteilung 1 ; Pressemitteilung 2 (nachdem bekannt wurde, dass der Transport eigentlich nach Frankreich fuhr)
* Indymedia-Artikel
Indymedia English, Bellaciao (Auf Französisch)
Presse:
WN, Echo-Münster, Redglobe, Junge Welt, LZ,
Libération (AFP-Meldung auf Französisch, wurde von zahlreichen Zeitungen übernommen)  


Pressemitteilung 1

Uranmülltransport zum dritten mal

durch Lüneburger Kletteraktivistin gestoppt

Der mit ca. 1250 t abgereicherter Uranmüll geladener Zug musste in der Nacht zum 28. April eine ca. 2 stündige Zwangspause einlegen. Cécile Lecomte seilte sich erneut über die Bahnschiene bei Münster ab.

In der Nacht vom 27. zum 28. April 2009, einem Tag nach dem Tschernobyl-Jahrestag, führte die Urenco einen Uranmüll-Transport von der Urananreicherungsanlage nach Russland durch. Die Urenco denkt dabei nicht eine Sekunde daran, die Öffentlichkeit über die Durchfahrt von diesem gefährlichen Atomzug zu informieren. Im Gegenteil: Auf Grund von Protestaktionen durch AtomkraftgegnerInnen in der Vergangenheit hat die Urenco ihr Fahrplan geändert: Abfahrt an einem Montag statt am Mittwoch, Durchfahrt am späten Abend, damit die Öffentlichkeit so wenig wie möglich über diesen Transport mitkriegt.

AtomkraftgengerInnen sorgten aber dafür, dass der Transport nicht geheim blieb. Am Hauptbahnhof in Münster fand eine spontane Mahnwache statt.

Zudem, musste der Zug gegen 23:45 eine Zwangspause einlegen. Wie bereits in Januar 2008 und Juni 2008 seilte sich die französische Kletteraktivistin Cécile Lecomte über die Schiene ab. Der Zug, bestehend aus 25 Waggons (entspricht ca. UF6-Fässer mit ca. 1250 t abgereicherter Uranmüll ) kam in Höhe der Autobahnbrücke nahe Münster zum stehen. Die Dorf- und Autobahnpolizei zeigten sich zunächst überrascht und ratlos. Der Zug konnte seine Fahrt erst gegen 2 Uhr nachts am 28. April fortsetzen, nachdem die 27-jährige Kletteraktivistin von Spezialkräften der Bundespolizei geräumt wurde. Im Januar 2008 dauerte die luftige Protestaktion der Kletteraktivistin beinahe 7 Stunden an. Seitdem fährt eine Klettereinheit der Bundespolizei vorsorglich mit dem Zug mit. Die Kletterin wurde für kurze Zeit in Gewahrsam genommen und zur Wache gefahren.

Cécile Lecomte zeigte sich zufrieden über den Verlauf der Aktion:

„ Geheime Atomtransporte? Nicht mit uns! Die Urenco hat angekündigt, die UF6-Transporte nach Russland in nähere Zufunkt einzustellen. Aber dieser Transport war einer der größten Uranmüllzüge von Gronau aller Zeiten! Da war's mir wichtig erneut einen Zeichen zu setzen und auf die Politik der Urenco aufmerksam zu machen, der Druck darf nicht nachlassen“, so Lecomte

In die Zukunft wird die Urenco noch mehr Uranmüll produzieren, denn die Anlage wird und wurde erweitert. Wohin damit?

„ Gegen diese menschenverachtende Politik, wo Profite wichtiger als Menschen sind, werde ich mich weiterhin mit viel Fantasie zur Wehr setzen“, kündigt die in Lüneburg lebende Französin. Internationaler Widerstand liegt ihr besonders am Herzen, wie sie es bereits in ihrem Redebeitrag auf der Demonstration zum Tschernobyl-Jahrestag am 25. April in Münster betonte

„ was ist das für ein Atomausstieg, wenn die UAA Gronau erweitert wird und damit AKWs in aller Welt mit Brennstäbe beliefert werden und der Bau von neuen Atomanlagen - wie der EPR-Reaktor im französischen Flamanville (1) - dadurch unterstützt wird?“

  1. siehe Infos unter www.nirgendwo.info