Das Thema Repression ist umfangreich und wenn man sich politisch engagiert wird man schneller als man denkt damit konfrontiert! Und es kann sehr skurrile absurde Formen annehmen!
Ich lebe in Lüneburg. Dort gibt es eine städtische Satzung, die äußerst selten zur Anwendung kommt. Aber wenn die Behörden partout nach einem Gesetzesparagrafen suchen... dann gefährdet Baumklettern die öffentliche Sicherheit und Ordnung! Baumklettern ist deshalb in Lüneburg verboten und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar - genauso wie sitzen auf Stromkasten, liegen auf Banken, etc. Verfolgt, wird dies aber augenscheinlich nur wenn die "Täter*innen" politische Ziele verfolgen.
Ich habe in der Vergangenheit mehrere Verfahren wegen Baumklettern am Hals gehabt. Das erste mal habe ich das Wort "Ordnungswidrigkeit" gelernt, es ging um das Aufhängen eines Protestbanners in einem Baum bei einer Antiatom-Demo. Ich habe das Verfahren mit Anwalt geführt und wurde zu 50 Euro Bußgeld verurteilt.
Beim zweiten mal ging es um eine Baumbesetzung gegen ein Verkehrsprojekt und um luftigem Protest gegen einen Naziaufmarsch - der Aufmarsch wurde umgeleitet weil zwei Frauen mit einem Banner "Nazidreck weg" in den Seilen über der Strasse tanzten. Ich habe mich selbst verteidigt, nachdem ich den ersten Prozess als Entmündigung durch den Anwalt und das Gericht erlebt hatte. Ich hatte inzwischen an Prozesstrainings teilgenommen. Vor dem Prozess fanden darüber hinaus Aktionstage statt, viele Bäume und Laterne wurden mit Transparenten geschmückt. Nach zwei Stunden Gerichtsverhandlung hatte der Richter keine Lust mehr. Das Verfahren wurde auf Staatskosten eingestellt.
Seitdem ist Ruhe im Schach, es kommt vor, dass ich Bußgeldbescheide bekomme, zu Gerichtsverhandlungen kam es aber nicht mehr, die Verfahren wurden eingestellt. Habe mir sozusagen das Recht in Lüneburg auf Bäume zu demonstrieren erkämpft:-) Wehrt euch, leistet Widerstand! Es lohnt sich. Und kann durchaus Spaß machen. Diese Seite ist ein Archiv zur Dokumnentation des absurden Geschehens.
Ist Baumklettern Stafbar?
Erneuter Baum-Prozess in LG, der Hauptstadt Absurdistans ? (2009)
erneuter willkürlicher
Kriminalisierungsversuch der Stadt... Verfaren inszwischen doch eingestellt.... Nach über 2 Jahren, erhalten AktivistInnen einen Bußgeldbescheid (12.01.09):
Es geht um die 11-tägige Robin-Wood Baumbesetzung von Januar 2006 gegen
Strassenausbauan an der Reichenbachbrücke (siehe auch unter Wald)
- bei mir mit ein par Zusätzen, wie eine grob ungehörige Handlung gegen
die Bundeswehr :-). Bei mir macht das insgesamt 500 Euro! Widerspruch wurde eingelegt und das Gericht wird sich sicherlich mit
Baumklettern erneut beschäftigen... Das
(Un)rechtsamt weigert sich den Betroffenen Akteneinsicht zu gewähren!
Argumente hierzu? Die Akte ist über 200 Seiten dick, also uns
Akteneinsicht zu gewähren ist nicht "verfahrensßökonomisch" und die
"gebotene Sachlichkeit" bei Akteneinsichtnahme ist, so das Amt, mit
grosser wahrscheinlichkeit nicht gewährleistet... Meine Beschwerde wurde vom Amtsgericht nun verworfen! Der Beschluss
(198 KB) ist ziemlich bescheuert! Das werde ich nicht einfach so
hinnemen! Wer sich mit dem Eichhörnchen anlegt... erntet Widerstand! Inzwischen
(November 2009) teilte mir das Amtsgericht, das Verfahren doch noch
einstellen zu wollen. Ich habe zurück geschrieben, dass ich auf einem
Freispruch bestehe... Das Gericht hat aber trotzdem das Verfahren
eingestellt - von wegen du wirst vom Gericht gefragt, es wird aber
sowieso nicht berücksichtigt.
Prozess wegen "Baumklettern" vor dem Amtsgericht Lüneburg (2007-2008)
* Worum ging es?
Wegen luftiger Protestaktion gegen einen Naziaufmarsch in LG am 14. Juli 2007(Banner quer über die Aufmarschroute zwischen 2 Bäumen gespannt - siehe auch Video dazu) und einer Protestaktion gegen die AUTO-ritäre Verkehrspolitik der Stadt Lüneburg (Robin Wood Aktion an der Reichernbachbrücke, November 2007) Dafür wollte die Stadt 150 Euro haben. Eine Verordnung
der Stadt LG zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung verbietet nämlich das "Baumklettern", so wie Z.B. das Liegen auf Strassen oder Bänken oder das Sitzen auf Stromkasten.
Nach 2-Stündiger Hauptverhandlung hat Richter Simon das Verfahren am 9.12.08 eingestellt. Zuvor haben Aktionstage in der Lüneburger Innenstadt stattgefunden. Vor Gericht wurde auf eine subversive Recht-Anwendung gesetzt. Es hat Wirkung gezeigt und Spass gemacht.
Zusatz 14.1.09: Die Stadt
scheint jedoch auf ihre sinnlosen willkürlichen
Kriminalisierungsversuche zu verzichten... Wie das
Bußgeldbescheid vom 12.01.09
es zeigt... Widerspruch wird eingelegt (in manchen Punkten gibt es
mehrere Betroffenen) und das Gericht wird sich sicherlich mit
Baumklettern erneut beschäftigen... 500 Euro Bußgeld, dass
ist ja so
wohl eine eideutige politische Provokation, die ich als solche wahr
nehmen werde, als auch eine Einladung zum Widerspruch schreiben und zum
Gericht. Gut, das vorige Verfahren wurde ja eingestellt, bevor
ich all
meine Anträge stellen konnte... Und ich muss noch subversives
Recht
üben, das gibt's als Lehrfach sonst nicht. Die Behörden
haben nix anderes zu tun als sich mit Baumklettern zu
beschäftigen... Aber vielleicht gibt's wieder mal AktivistInnen,
die
sie mehr beschäftigen... Wir sehen uns! Egal ob liegend auf der
Strasse
oder in der Luft! (Dieser Satz ist speziell für den mitlesenden
Staatsschutz gedacht, damit er ganz brav mitschreibt und die Ansage in
der nächsten abgefahrenen Gefahrenprognose von wegen Klettern
gegen
Castor gefährdet den Staat auftauscht - ja ja hat er schon mal
ganz
fließig gemacht, beim Castor 08)
*Vor
der Verhandlung: Aktionstage in
der Stadt
- Bußgeldbescheid - Indy-Bericht
zum ganzen Geschehen
- Viele Transparente
in den (Weihnachts-)Bäumen, auf Laternenmasten, etc.
- Strassentheater
in der Fussgängerzone - Siehe Artikel aus der Landeszeitung
-
Aus der LZ war zu entnehmen, dass merkwürdige Schreiben, die das
Baumklettern thematisieren in den Briefkasen gelandet sind. Bild
von einem Fake (Indymedia), LZ-Artikel
1 , 2 (Link kommt noch)
- Am Tag der Verhandlung: Eine Demo.
Liegen auf der Strasse wurde geduldet, Baumklettern nicht...
Siehe Schreiben
vom Ordnungsamt (PDF, 1
MB)
(Dokumentiert durch Soli-Gruppe)
Demonstrationsfreiheit in Lüneburg? Ja
aber... wie von Oben vorgeschrieben... Also nein !
* Die Hauptverhandlung bei Richter Simon - Verfahren
nach 2-Stündiger Verhandlung eingestellt. Sieg für alle
KletteraktivistInnen in Lüneburg! Es wird womöglich
keine weitere
Baumklettern-Verfahren in LG gehen... ? "Leistet widerstand! Klettert
auf die Bäume" (Merci Caro)
- Zusatz vom 14.01.09: Häm zu schnell geschrieben, meine weiteren
Anträgen - ich habe am 9.12. längst nicht alle stellen
können - kann ich noch auf Grund eines neuen Bußgeldbescheids
stellen. Die Stadt bietet eine weitere politische Bühne
an. Die theatralische Vorführung wird ebenfalls im Amtsgericht LG
statt finden, mit noch mehr Akteuren! Ich habe mich bereits in meinem
Widerspruchschreiben bedankt.
- Viel Bewegung in den Reihen vom
Publikum - Erster Rauswurf, Richter versucht sich streng und ernst zu
zeigen. Hat nicht lange gehalten. Gespräch zwischen Betroffene und
Richter über die Sitz- und Kleiderordnung
- Einlassung: Gedicht
"Reproduktion von Ruhe und Ordnung", von Erich Fried - Lied "Mein
Freund der Baum" als MP3 ; Einlassung wurde vom Richter an dieser
Stelle unterbrochen. O-Ton Begründung vom
Richter bei der Ablehnung den Vorgang im Protokoll aufzunehmen: "weil ich es nicht will" -
Zahlreiche Anträge. (Einige demächst Online) - Weitere
vorbereitete Anträge wurden nicht mehr gestellt, das Verfahren
wurde ja
eingestellt, kommt aber noch beim nächsten Akt
wo es u.a. um die Baumbesetzung von 2007an der Reichenbachbrücke
gehen wird. *
Während/ Nach der Verhandlung:
- Indy-Bericht
zum Prozess und zu den Tagen - Pressemitteilung
zum Prozess (Robin Wood) - Bericht aus der LZ (sie haben die
Festnahme nicht mal mitbekommen!) Aber haben 2 Tage später doch
darüber berichtet: LZ
vom 12.12.08 - Pressemitteilung zu
der Festnahme
im Gerichtssaal
und mein Kommentar dazu: Ich wurde zur freiwilligen Abgabe der
Eidesstattlichen Verischerung gezwungen. Also Zwangabgabe, oder? die EV
musste ich übrigens abgeben, weil ich Verfahrenskosten vom ersten
Baumklettern-Verfahren (2006) nie entrichtet habe. Also die
Festnahme hatte doch irgendwie was mit Baumklettern zu tun... Ich wurde
genötigt, die EV abzugeben, obwohl einiges unklar blieb (eine
Übersetzung in meiner Muttersprache wurde mir verweigert) - Artikel von RedGlobe
Nachrichten - Artikel aus LinksZeitung - Verhaftungsprotokoll(geringe Auflösung,
sollte trotzdem zu entziffern sein) der Gerichtsvollzieherin -
Obergerichtsvolzieher Schulz aus dem gleichen Büro in Adendorf war
auch anwesend. Er zeigte sich äußerst unfreundlich,
ausländerfeindlich und autoritär - er ist auch bekannt
dafür, Anwälte bezeichnen ihn ähnlich. Hier das
Wortlaut (etwa) einer Aussage von ihm als ich in der JVA eingeliefert
wurde "Bleiben Sie doch in Frankreich, wenn Sie Dokumente auf
Französisch haben wollen" zudem zeigte er sich extrem sauer
gegenüber meine Ablehnung vom Staat ("Das machen Sie um Kosten zu
verursachen") und zu der Tatsache, dass ich "aus politschen
Gründen" mit wenug Geld lebe und der Staat daher bei mir nichts zu
pfänden hat. In der Tat ich lebe mit wenig Geld und finde es gut
so! Siehe auch Infos zu Schrumpftum
auf dieser Seite. -
Während meines "Aufenthaltes" in der JVA Lüneburg : Kampf um
den
Weihnachtsbaum am Marktplatz draussen: Transparent "Freiheit für
das
Eichhörnchen" wird aufgehängt, Aktivist wird daraufhinklang
heimlich in
einer Nebengasse festgenommen und kurzfritig in Gewahrsam genommen,
Angestellte der Stadt "klauen" das Transparent weg. Ich kann nichts
dazu, wenn Eichhörnchen
sich sooo
schnell vermehren, dass Transparente überall in den Bäumen
wachsen...
Häm kann nix dazu, finde es aber klasse :-)
- In November 2008 fand ein Prozeß wegen Beleidugng statt, Hintergrund
war das sinnlose polizeiliche Handel der Polizei, die Jemanden wegen
Baumklettern im Weihnachtsbaum (ist es ein Baum oder ein Möbelstück?)
festgenommen hatte. Am ersten Verhandlungstg war der Richter sichtlich
überfordert, er hatte keinen politichen Przess erwartet und nur eine
3/4 Stunde für den Prozess eingeplant; Am 2. Tag zeigte er sich
entspannter. Das Ganzen wurde zu Cherfsache... Die Referentin der
Staatsanwaltschaft durfte im Publikum Sitzen, der Chef übernahm die
Funktion. Der Polizeidirektor Brauer sowie Staatsschutzbeaten
nahmen Platz im Publikum. Baumklettern ist sooooo wichitg....
Indymediabericht 1 und 2
Seid kreativ ! Seid subversiv !
Bilder (Quelle: Indymedia)
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*Terminankündigung/
Presseinformation vor der Verhandlung
Datum: Di. 9.
Dezember 2008 Was: erneut Prozess (1.
Prozess siehe unten) wegen "Baumklettern" vor dem Amtsgericht
Lüneburg Demonstration unter
dem Motto "Keine Demonstrationsfreie Räume in
Lüneburg - Repression offensiv bekämpfen" vor dem Amtsgericht Wann und wo?: Demonstration
ab 11:15 vor dem Amtsgericht LG, Prozess ab
12:00, Raum 232 Worum
wird es gehen? Die Lüneburger
Kletter-Aktivistin Cécile Lecomte verleiht ihrem
politischen Protest durch Kletteraktionen zum Beispiel in den
Bäumen
gerne Ausdruck. Diese Aktionsform gefällt der Behörde
scheinbar nicht. Im jetzigen Verfahren
geht es um einen Bußgeldbescheid der Stadt
Lüneburg. 75 Euro pro Baum, soll die Junge Aktivistin bezahlen,
wegen
verstoß gegen eine Lüneburger Stadtverordnung über die
Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung, wonach das Beklettern von
Bäumen verboten ist. Hintergrund ist zum einem der luftige
Protest
gegen einen Nazi-Aufmarsch in Juli 2007 - der Nazi-Aufmarsch wurde
wegen der Aktion umgeleitet. Und zum anderen eine Protestaktion
in den
Bäumen von Robin Wood- AktivistInnen gegen die
Verkehrspolitik der
Stadt an der Reichenbachbrücke anläßlich der Einweihung
dieser in
November 2007. Gegen den Bußgeldbescheid
hat sie Widerspruch eingelegt. Es kommt am
Dienstag 9.12.08 zur Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Lüneburg. " Zivil Courage
für die Umwelt oder gegen Rechtsextremismus sollte
gefördert, statt kriminalisiert werden. Ich halte die Satzung
wonach
ich angeklagt werde für Verfassungswidrig. Denn diese Satzung
schränkt
in unannehmbarer Weise Grundrechte ein: Versammlungs- und
Demonstrationsfreiheit, Recht auf freie Meinungsäußerung."
Erklärt
Lecomte. Und sie fährt fort "Vor Gericht werde ich offensiv diese
Grundrechte verteidigen. Ich bin mir desweiteren dessen bewusst, dass
es in diesem Verfahren um mehr als einen Baum geht. Es geht eindeutig
um politische Verfolgung, um Kriminalisierung." ein Beweis dafür
ist,
so Lecomte, dass die anderen AktivistInnen, die bei den Protestaktionen
mitdabei in den Bäumen waren, nicht vor Gericht auf der
Anklagebank
sitzen müssen. Zudem hat das Geschehen beim Castortransport
2008
diesen Ansicht bestätigt. Lecomte wurde im Anschluss an einer
luftigen
Protestaktion mehrere Tage vor dem Transport vorbeugend in
"Langzeitgewahsam"
genommen. Die Polizei wollte dadurch weitere
Kletter-Aktionen unterbinden. Dien anderen an der Aktion beteiligten
KletteraktivistInnen wurden nicht in Gewahrsam genommen.
Eichhörnchen
13.09.06
Bereits
Prozess wegen Baumklettern in Lüneburg
Ich wurde am 13.
September 2006 zu einer Geldbuße
von 50
Euroim
Namen des Volkes
verurteilt, weil ich bei einer
Demonstration gegen Atomkraft (gegen Schacht Konrad) auf einen
Baum geklettert bin. Der Bericht über dieses
politisches Verfahren ist auf Indymedia
nachzulesen : http://de.indymedia.org/2006/09/157341.shtml Die
geldbuße wurde mit Duzenden von Mini-Beträgen (0,32 Euro zum
Beispiel) bezahlt, was den Verwaltungsaufwand erhöt
hat.
Ein Bericht hierzu ist auf Indy nachzulesen http://de.indymedia.org/2007/02/168450.shtml
(Eichhörnchen)
Festnahme
im Gerichtssaal: Die Geldbusse wurden mit vielen kleinen Beträgen
bezahlt. Die Verfahrenskosten nicht. Die Zwangsvollstreckung wurde in
Gang gesetzt. Der Gläubiger Staat bleibt ja hart. Ich wurde zur
freiwilligen Abgabe der EV gezwungen...
Landeszeitung
vom 10.12.08
Bußgeld vom Tisch gewischt Stadt fordert 150 Euro
fürs Baumklettern - Richter stellt Verfahren gegen Cécile
Lecomte ein
rast
Lüneburg. Das Geschehen dokumentierten Polizeibeamte gestern auf
Video:
Demonstranten legten sich vor dem Amtsgericht Am Ochsenmarkt auf die
Straße - ein Verstoß
gegen § 4 der Verordnung der Stadt Lüneburg über die
Aufrechterhaltung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOV) von 1994 in der
Fassung
der zweiten Änderungsverordnung vom 29. September 2005. Kurz
formuliert: Die Stadt könnte den Demonstranten nun Bußgeldbescheide ins Haus schicken.
So wie Cécile Lecomte zwei erhalten hatte, weil sie auf
Bäume kletterte - ebenfalls ein Verstoß
gegen § 4 der SOV. 150 Euro sollte sie dafür berappen, doch
sie legte
Widerspruch ein und kämpfte gestern dagegen vor dem Amtsgericht. Nach 90 Minuten reiner
Verhandlungszeit stand der Bußgeldrichter
auf und verkündete: "Das Verfahren ist eingestellt", wegen
Geringfügigkeit. Cécile Lecomte hatte in dem Moment wohl
nicht
verstanden, was das für sie bedeutete, denn sie forderte lautstark
ein
"vernünftiges Verfahren". Dabei hatte der Richter mit der
Einstellung
den Bußgeldbescheid vom Tisch gewischt -
die 27 Jahre alte Französin muss nichts bezahlen. Ein Sieg
für sie.
Polizei
und Stadt haben Lecomte, die durch ihre Kletteraktionen vor allem bei
Castor-Transporten immer wieder in die Medien gerät, bereits seit
Jahren im Visier. Vor dem jüngsten Transport hatte das Amtsgericht
einen Langzeitgewahrsam gegen sie verhängt, um so Aktionen zu
verhindern.
Aktuell
ging es um zwei Fälle. 75 Euro wollte die Stadt von der
27-Jährigen
kassieren, weil sie zur Einweihungsfeier der Reichenbachbrücke an
der
Straße Am Werder in einem Baum saß. Im zweiten Fall protestierte
Lecomte an der Bleckeder Landstraße gegen einen Neonazi-Aufmarsch -
in einem Baum. Auch dafür wollte die Stadt 75 Euro von ihr haben.
"Wir
haben sie hängen lassen", sagte ein Polizist als Zeuge zur
Situation an
der Reichenbachbrücke: "Sie hat da ja niemanden gestört." Und
ein
zweiter Polizist äußerte zum Geschehen an der
Bleckeder Landstraße:
"Ein echtes Problem durch sie gab's da nicht." Für die rechtliche
Einschätzung des Richters allerdings war eine andere Frage noch
wichtiger: Wie sahen die Verkehrssituationen dort aus? Da war im Fall
Reichenbachbrücke klar: Die Brücke war noch nicht für
den Verkehr
freigegeben. Und im zweiten Fall war die Bleckeder Landstraße auf Grund des
Neonazi-Aufmarsches eh für den Verkehr gesperrt.
Als die Französin gerade
dabei war, sich eventuell wegen möglicher Verstöße
gegen das Versammlungsgesetz selbst zu belasten, beendete der Richter
die Verhandlung mit Verkündung der Verfahrenseinstellung.
In einem ähnlichen Fall
hatte das Amtsgericht vor zwei Jahren ein Urteil gefällt: Die
Stadt hatte 150 Euro Bußgeld gefordert, weil Lecomte vor
dem Oberverwaltungsgericht an der Uelzener Straße 18 Meter hoch in einen Baum
geklettert war, das Gericht reduzierte das Bußgeld auf 50 Euro.
Die
Polizei hatte die Demonstranten auch nach dem Verfahren im Blick -
einen von ihnen pflückten sie am Nachmittag aus einem der
Weihnachtsbäume vor dem Rathaus, stellten sein Klettergeschirr
sicher
und nahmen ihn kurzzeitig in Gewahrsam.