Gentechnik

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Ich enagiere mich gegen die Gentechnik seitdem ich poltisch aktiv bin. Angefangen hat es zu Beginn der Jahre 2000 mit der französischen bäuerlichen Gewerkschaft "confédération paysanne" und später den "Faucheurs volontaires", wörtlich übersetzt "freiwilige Mäher*innen". Kurz darauf folgte in Deutschland die Gründung von der Initiative "Gendreckweg" mit der ich einige Aktkionen durchgeführt habe. Ich habe aber auch Aktionen mit informellen Gruppen gemacht, insbesondere Feldbesetzungen.

Es geht um zivilen Ungehorsam gegen die Gentechnik, die Felder werden von Gentechnik "befreit" oder vor der Aussaat besetzt. Die Aktivist*innen berufen sich dabei auf den rechtfertigenden Notstand. Ob zu Versuchszwecken oder beim kommenziellen Anbau, wenn Gentechnik in der Natur frei gesetzt wird, hat der Verbraucher auf Grund der Verureinigung vom Saatgut durch die sich in der Natur auskreuzende Gentechnik keine Wahl mehr zwischen Gentechnik und gentechnik freie Lebensmittel. Obwohl die gesundheitlichen Konsequenzen des Genfoods nicht ausreichend erforsch sind, besorgniserregende Hinweise zu Gefahren wie Allergien, Widerstand gegen Atibiotikum oder Bedrohung der biologichen Vielfalt (Bienensterben) werden ignoriert. Insbesondere der Einsatz von pestizidresistenten Pflanzen hat verheerende Folgen für die Umwelt, er führt zu einem sehr hohen Verbrauch von Pestizid was alles tötet ausser die Genpflanze.

Hinzu kommt das kommerzielle Interesse der Gentechnikfirmen, die Profit über Menschen stellen. Sie wollen angeblich den Welthunger bekämpfen. Aber genau solche Firmen sind wegen ihrer kapitalistischen profitorientierten Politik für den Welthunger mitverantwortlich. Als Beispiel sei "Terminator" von Monsanto oder auch einfach die Tatsache, dass Gentechnikfirmen die Abnehmer ihres Saatgutes dazu zwingen, jedes Jahr bei ihnen das Saatgut und die dazugehörigenden Pestizide neu zu kaufen (Sie dürfen ein Teil der Ernts zum Aussähen nicht verwenden) genannt.

Ich habe mich vor allem in Verfahren vor Gericht, wo es um den rechtfertigenden Notstand ging, mit der Thematik inhaltlich intensiv auseinander gesetzt und über 30 Beweisanträgen hierzu formuliert und gestellt. Diese Auseinandersetzung ist auf meiner alten Homepage archiviert.

Aktuell (2016) bin ich zu dem Thema weniger aktiv, weil der kommerzielle Anbau von Mais (MON810) nun doch wegen der möglichken Gefahren für Mensch, Tier und Flora verboten wurde (Vorsorgeprinzip). Der Widerstand war erfolgreich, es gibt aktuell keine Felder mit gentechnisch verändertem Saatgut in Deutschland (zumindest offiziell). Sollte der Anbau neu beginnen, würde ich im Kampf gegen die Gentechnik wieder einsteigen. Auf dieser Seite veröffentliche ich 2 Texte aus meinem Buch "Kommen Sie da runter!". Eins Über eine Feldbesetzung und eine Über eine Gerichtsverhandlung.

les OGM

Archiv bis 2013

Die Informationen und Berichte befinden sich auf meiner alten Homepage.

Interesante Links zum Thema Gentechnik

* Gendreck-Weg: freiwillige Feldbefreiung

Gentech-weg: Infos und Berichte über weitere Aktionen gegen Gentechnik (Feldbesetzungen, etc)

* Felder besetzen, Aktionstipps (nicht nur für Feldbesetzungen)

* zusammenfassende Broschüre "Upps, ein Genfeld" (PDF)

* Broschüre Organisierte Unverantwortlichkeit - über die Seilschaften in der Gentechnik

* faucheurs volontaires (Frankreich)

Genfeldbesetzungen - Text aus meinem Buch "Kommen Sie da runter!"

Kurios

Feldbesetzung

»Kurios, das ist aber kurios.« Der Sicherheitsangestellte kann seinen Augen kaum glauben. Mitten auf dem Feld, für dessen Rund-um-die-Uhr-Bewachung er zuständig ist, ist ein seltsames Gestell gelandet. Eine ca. zehn Meter hohe, dreibei- nige Konstruktion steht auf dem Acker, mitten im Nirgendwo. Dem Sicherheitangestellten fällt kein anderes Wort als »kurios« ein. Als ob ein UFO in seinem Vorgarten Platz genommen hätte. Und da oben, in dem Wipfel, bewegt sich etwas. Ein außerirdisches Wesen?

Doch die flink ausgebreiteten Transparente bringen ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Botschaft ist unmissverständlich, oben auf dem Tripod demonstrieren GentechnikgegnerInnen. Durch die Besetzung des Feldes wollen sie die Aussaat von diversen gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) verhindern. Auf dem Feld werden kostspielige Versuche mit Gentechnik unter freiem Himmel durchgeführt – mit der Folge, dass Tatsachen geschaffen werden: Die GVO verbreiten sich unkontrolliert in der Natur, die Folgen sind unzählig: Gefahr für die Biodiversität, für die Gesundheit, Verunreinigungsskandale ohne Ende etc.

Mit dem Zeigefinger Richtung Turm deutend, erläutert der Security der zur Hilfe herbeigerufenen Polizei die Situation mit dem Wort »kurios«. Der Freund und Helfer zeigt sich ebenfalls überfordert und klingelt um vier Uhr morgens die freiwillige Feuerwehr aus dem Bett. Amtshilfe ist in Notfällen, bei Gefahr für Leib und Leben, Pflicht. Wenn die Polizei keinen Plan davon hat, wie sie mit einer be stimmten Situation umgehen soll, erklärt sie die Angelegenheit einfach für einen Notfall. Als die Feuerwehr samt schwerem Gerät anrückt, staunt sie nicht schlecht. Das Bild von friedlichen DemonstrantInnen deutet nicht auf einem Notfall hin. Die Feuerwehr soll Licht machen, damit die Polizei sich ein Bild der Situation ver schaffen kann. Die freiwillige Feuerwehr als Hilfspolizei? Das geht nicht. Also zieht sie sich bald zurück.

Währenddessen machen es sich die GentechnikgegnerInnen gemütlich. Hängematten werden oben aufgespannt, unten schlüpfen die AktivistInnen in ihre Schlafsäcke hinein. Den Sonnenaufgang können sie noch in aller Ruhe genießen. Die Nachricht über die Besetzung verbreitet sich schnell. Es kommen bald die ersten Pressevertreter... und die ersten polizeilichen Platzverweise, um die Medien an ihrer Berichterstattung zu hindern. Die Polizei schreckt nicht vor Amtshilfe zurück, wenn es darum geht, die herrschende Politik zu unterstützen. Denn die herrschende Politik in der Person der Leiterin des Versuchsfeldes mit Gentechnik lässt sich alsbald blicken, um der Polizei Anordnungen zu erteilen. Die Angelegenheit ist ihr wichtig, denn es geht bei der Gentechnik um viel Macht, um viel Geld.

Friedliche ÖkoaktivistInnen sind Sand im Getriebe der Gentechniklobby. Die durch die Aktion in die Öffentlichkeit getragene Kritik der GentechnikgegnerInnen kann schwer ignoriert werden und stört. Statt im Sinne der Allgemeinheit zu handeln, schützt die Polizei die Interessen der privaten Wirtschaft – und beginnt mit der Beseitigung der »Störung«. In ihrer Rechtsgüterabwägung schätzt die Polizei das Rechtsgut »Willensbestimmung der Versuchsleiterin«, also die ungestörte Ausbringung von Genpflanzen, höher ein als das Leben der AktivistInnen. Mit einem Gabelstapler versucht sie, die zum Teil oben festgeketteten KletterInnen aus dem Turm zu holen – und wirft den über zehn Meter hohen Turm beinahe um. Weil sie wegen der gefährlichen Räumung durch die Polizei um ihr Leben fürchtet, willigt die letzte oben festgekettete Aktivistin ein, mit der Polizei etwas zu kooperieren und bei der eigenen Räumung zu helfen. Sie wird samt Rohr, an dem sie sich festgekettet hatte, heruntergeholt und in Gewahrsam genommen.

Für ihre Mithilfe wird sie auf der Polizeiwache nicht belohnt. Die PolizistInnen zeigen, was sie von Menschenwürde halten und weigern sich stundenlang, ihr Wasser und Zucker zu geben – erst als sie kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch steht, bekommt sie dank der tatkräftigen Unterstützung einer Mitgefangenen Wasser. Die Haltung der Polizei erklärt sich die Aktivistin damit, dass die Staatgewalt Ohnmachtssituationen nicht verträgt. Seit Stunden versucht die Polizei, die Aktivistin aus dem Stahlrohr, in dem ihre Arme stecken, zu befreien – um Fingerabdrücke zu bekommen. Die kuriose Konstruktion geht aber nicht auf – den Schlüssel für das Schloss drinnen hat die Aktivistin nicht bei sich! Nach gut fünf Stunden wird die Aktivistin samt Rohr als letzte aus dem Gewahrsam entlassen und von ihren MitstreiterInnen in Empfang genommen. Mit deren Unterstützung kann sich die Aktivistin aus dem Rohr befreien. »Solidarität befreit, nicht Uniformierte!« lautet ihr Fazit.

Der Tag war für alle Beteiligten anstrengend. Ob es sich wirklich lohnt, derart viel Energie in eine Aktion zu stecken? Das Genfeld hat sie nicht verhindert. Die AktivistInnen wissen aber, dass ähnliche Aktionen immer wieder stattfinden und Genfelder dadurch oft verhindert werden. Mit ihrer Aktion haben sie zudem Öf- fentlichkeit für das Thema geschaffen und die Mächtigen eine Zeit lang in Schach gehalten.

Das sind kleine, wichtige Schritte für große Träume.

Die nächste UFO-Landung kommt bestimmt!

Gentechnikgegnerin vor Gericht - Text aus meinem Buch "Kommen Sie da runter!"

Menschenkette kann Pollenflug aufhalten

Prozess

Im Sommer 2008 beteiligten sich ca. 80 Menschen an einer öffentlichen Aktion des zivilen Ungehorsams gegen Gentechnik, einer Feldbefreiung im bayrischen Kitzingen. Durch ihre Handlung wollten die AktivistInnen der Initiative »Gendreck weg!« auf die Gefahren der unkontrollierten Verbreitung von Gentechnik in der Umwelt hinweisen und die Pflanzen unschädlich machen. Die Sorte des Genmais, den die AktivistInnen in Kitzingen bei ihrer Feldbefreiung zerstörten, wurde ein Jahr später von der Genehmigungsbehörde selbst verboten. Vor Gericht mussten sich trotzdem etwa die Hälfte der AktivistInnen für ihre Feldbefreiungsaktion verantworten. Vorausschauend im Sinne der Allgemeinheit handeln dürfen BürgerInnen nämlich nicht.

Über 30 Beweisanträge stellte ich vor Gericht, um die Gefahren der Gentechnik im Allgemeinen und des Monsanto-Genmais MON810 im Besonderen zu beweisen. Auch das Versagen der institutionellen Politik und die Notwendigkeit des Widerstands direkt auf den Feldern begründete ich ausführlich. Der ehemalige zuständige Minister Gabriel habe selbst in einem Interview für Reuters 2008 von »organisierter Unverantwortlichkeit« geredet. Die Gefahren der Gentechnik erkannte das Gericht schließlich an.

»Die Gefahr kann auch als gegenwärtig eingestuft werden, da der Pollenflug in absehbarer Zeit bevorstand, der Eintritt des befürchteten Schadens bei natürlicher Weiterentwicklung der Dinge daher höchstwahrscheinlich war. Das Vorgehen der Angeklagten war schließlich auch geeignet, die von diesem Feld ausgehende Gefahr abzuwenden, da rechtzeitig staatliche Hilfe zu diesem Zeitpunkt insbesondere angesichts der damals bestehenden Rechtslage nicht mehr zu erwarten war«, hieß es im Urteil.

Verurteilt wurde ich trotzdem: »Die Strafkammer ist sich zwar der Schwierigkeit der praktischen Umsetzung durchaus bewusst, weist aber dennoch darauf hin, dass es möglich gewesen wäre, die Aussaat auf diesem Feld durch eine Menschenkette o. Ä. auch ohne Verstoß gegen strafrechtliche Bestimmungen zu verhindern; derartige Aktionen sind jedoch zumindest im vorliegenden Fall nicht vorgenommen worden. Die von der Angeklagten mitgetragene Aktion war daher nicht das relativ mildeste Mittel.«

Eine Menschenkette kann Pollenflug aufhalten! Und was das Gericht sagt, ist Gesetz!

45 Tagessätze hielt das Gericht für »schuld- und strafangemessen«. Aus Protest gegen das absurde Urteil beteiligten sich zahlreiche Menschen an der darauffolgenden »Tagessatzverkauf-Aktion«. Dem Aufruf »Genfeldbefreiung ist Allgemeinwohl« folgend, übernahmen über vierzig Menschen jeweils einen Tagessatz. Ich musste die Strafe somit nicht im Gefängnis absitzen und konnte meine Zeit für weitere Aktionsplanungen nutzen. Der Staat hingegen sperrt lieber alle ein, die auf Gefahren hinweisen, statt die besagten Gefahren zu beseitigen.